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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben: Ergänzungsheft — 2.1894(1895)

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Hölder, Hermann Friedrich: Untersuchungen über die Skelettfunde in den vorrömischen Hügelgräbern Württembergs und Hohenzollerns
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https://doi.org/10.11588/diglit.27235#0011
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Untersuchungen über die Skelettfunde in den yorrömisclien
Gräbern Württembergs und Hokenzollerns.

Einleitung1.

Bis vor wenigen Jahren lag für unsere Heimat der ganze lange
Zeitraum bis zur Besetzung derselben durch die Römer völlig im
Dunkeln. Für einen grossen Teil von Europa hörte dagegen, streng
genommen, schon mit der Bronzezeit die sogenannte „Prähistorie“ auf.
Erst durch die praktische Arbeit des Spatens, d. h. durch die Archäo-
logie und die anatomische Anthropologie wurde auch für unser Land
Licht in dieses Dunkel gebracht, welches die etymologische Linguistik
und zum Teil auch die Philologie mit allerlei Phantasiebildern aus-
gefüllt hatte. Ist es doch noch nicht sehr lange her, dass durch
die bahnbrechenden Arbeiten Lindenschmit’s sogar die Reihengräber
der Völkerwanderung mit ihrer Kultur erst für unsere germanischen
Voreltern zurückerobert werden mussten, aber nicht vom grünen
Tische aus, sondern durch jene praktische mühevolle Arbeit des
Spatens. Vor ihnen waren ja auch diese im Besitze jener Kelten,
der Vorfahren des irischen und eines Teiles des französischen Volkes,
wie es jetzt noch, der Ueberzeugung eines grossen Teiles der Ge-
lehrten nach, die vorrömischen Gräber unseres Landes sind. Leider
war es Lindenschmit nicht mehr vergönnt, auch diesen Irrtum zu
zerstreuen, wie er sich vorgenommen hatte. Er war ja durch seine
Forschungen zu der festen Ueberzeugung gelangt, dass auch diese
Gräber dem grossen altgermanischen Volksstamm angehören. Auch
der verstorbene Präsident v. Föhr und viele andere auf diesem Ge-
biete tliätige Forscher, namentlich auch Holtzmann, sind zu dieser
Ansicht gelangt. Vornehmlich die beiden erstgenannten haben mich
in meinen kraniologischen Untersuchungen durch Zusendung von
Skeletten wesentlich unterstützt und ich halte es deshalb für meine
Pflicht, das bis jetzt Erforschte nicht zu Grunde gehen zu lassen
und von anatomischer Seite wenigstens einige Steine zu dem unvoll-
endet gebliebenen Bau beizutragen.

Schon seit mehreren Jahrzehnten habe ich solche Skelette
und namentlich Schädel gesammelt und, da sie meistens zer-
Fundberichte. H. 1894. Ergänzungsheft. 1
 
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