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Furtwaengler, Adolf ; Reichhold, Karl
Griechische Vasenmalerei: Auswahl hervorragender Vasenbilder (Serie I, Text) — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.826#0113
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ITALISCH-IONISCHE AMPHORA AUS VULCI

(München)

Wir geben hier eines der besten Exemplare einer nicht häufigen Gattung
von Gefässen, die nur in Etrurien, besonders in Caere und Vulci gefunden wurden
und auch in Etrurien gefertigt sind, allein von Griechen ionischer Herkunft, die
sich dort niedergelassen hatten. Wir dürfen das Gefäss als ein altionisches
bezeichnen, obwohl es in Etrurien nicht nur gefunden, sondern auch gemacht
worden ist. Es gehört der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts v. Chr. an.1)

Von der Thäligkeit fremder griechischer, besonders ionischer Künstler in
Etrurien haben wir aus eben dieser Epoche noch manche Zeugnisse. Besonders
enge hängen mit der hier repräsentierten Vasenklasse gewisse goldene Fingerringe
mit gravierten Bildern zusammen; sie finden sich an denselben Orten wie die
Vasen; sie gleichen jenen im Stile und dem benützten Typenvorrate vollkommen;
auch sie sind Produkte ionischer Künstler in Etrurien. Diese waren wahrscheinlich
von der kleinasiatischen Stadt Phokaea hergekommen; denn diese war es, die
eben in der Periode jener Denkmäler im regsten Verkehr mit Etrurien gestanden hat.

Es muss damals mehrere Ateliers solcher ionischer Vasenmaler gegeben
haben, die sich in Etrurien niedergelassen hatten. Wir besitzen Produkte ver-
schiedener Fabriken dieser ionischen Art aus Etrurien, die sich in Technik, Stil
und Typen unterscheiden, die aber alle derselben Epoche, der ersten Hälfte des
sechsten Jahrhunderts und zwar nur einer relativ ganz kurzen Zeit angehören.
Ein Teil dieser Fabriken ist offenbar rasch wieder eingegangen, ein Teil erhielt
sich zwar, verfiel aber bald in Barbarisierung. Schon die auf die Eingewanderten
nächstfolgende Generation ist völlig barbarisiert.

Gerade an die durch unsere Amphora vertretene Klasse von Gefässen
schliesSen ganz unmittelbar, und durch viele Übergänge aufs epgste verbunden,
Gcfässe an, welche schon stark barbarisicren und als etruskische, nicht mehr als
ionische Produkte bezeichnet werden müssen. Es ist dies eben die Fortsetzung
der von den Fremden im Barbarenlandc gegründeten Fabrik. Die Thatsache ist

*) Ich habe meine oben vertretene Anschauung über tliese Vasenklasse naher ausgeführt El)
Antike Gemmen, Bd. III, S. 84. f. und 88 ff. Hier sind auch die Gründe angegeben, weshalb ich
meine frühere Vermutung, dass die Vnsen aus Kyrae in Campanien stammten (Arch. Anzeiger tSSq,
S. 51; in Roschers Lexikon d. Myth. I, 2221, 57) aufgegeben habe. — Die Vermutung Dünimlers, dass
die Vasen vom Pontos herstammten, widersprach allen thatsächlichen Verbältnissen: — Vergl. über die
Vasenklasse-. Dümmler in Rom. Mitth. II, 1887, S. 171 ff. (die Zusammenstellung hier hedarf der
Sichtung und Sonderung, vgl. Ant Gemmen III, S. 89, 4)- Pottier, cutal. des vases du Louvre I,
p. 496 f., 538 f. Endt, Beiträge zur ionischen Vasenmalerei,' 1S99, S. 39 ff.

FurtwSngler und K.:ichhold, Gricch. Vasenmalerei ,
 
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