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https://doi.org/10.11588/diglit.826#0228
TAFEL 41
Die Phineus-Schale in Würzburg
Die Vasen dieser Lieferung, die Tafeln 41—50, sind alle dem Preise des
einen Gottes, des Dionysos, gewidmet, aus dessen Kultus die dichtende wie die
bildende Kunst der Griechen die mächtigste Anregung empfangen haben.
Unter allen altertümlichen Darstellungen aus dem dionysischen Kreise ragt
die Phineus-Schale hervor. Sie ist unerreicht durch die Lebendigkeit, durch die
Frische und die Originalität ihrer dionysischen Bilder.
Sie steht aber isoliert auch dadurch, dass sie der einzige bedeutende Ver-
treter einer sonst ganz verschollenen Vasenfabrik ist, von deren Sitz wir leider nur
das sicher sagen können, dass er in einem Gebiete lag, wo man ionisch sprach
und schrieb; und das noch, dass dieser Ort in engem Zusammenhange mit Athen
und mit Chalkis gestanden haben muss.
Allein weder attische noch chalkidische Vasen bieten etwas, das sich künst-
lerisch mit der Phineus-Schale messen Hesse. Sie gehört zu den bedeutendsten
altertümlichen Malereien, die uns erhalten sind, und sie lässt uns ahnen, was uns
von alter Kunst verloren ist, indem wir sonst statt der Arbeit eines wirklichen
Künstlers wie diese in der Regel nur handwerksmässige Dekorationen auf den
älteren Vasen besitzen.
Die Phineus-Schale ward wahrscheinlich gefunden bei Vulci auf der Campo-
morto genannten Besitzung des Agostino Fcoli (vgl. Brunn im Bull. d. Inst. 1865, 47),
in dessen Sammlung sie sich befand, bis sie mit dieser im Jahre 1872 in das
Wagnersche Kunstinstitut der Universität Würzburg überging. Sie ist leider viel
verkannt und auf das abscheulichste misshandelt worden, nicht allein von gewissen-
losen Restauratoren, sondern zuletzt noch von einem Gelehrten, K. Sittl. der ebenso
viel guten Willen hatte wie ihm jegliche Kenntnis und Erfahrung in Bezug auf
griechische Vasen abging. Die bisher allein vorhandene Publikation des Innen-
Die Phineus-Schale in Würzburg
Die Vasen dieser Lieferung, die Tafeln 41—50, sind alle dem Preise des
einen Gottes, des Dionysos, gewidmet, aus dessen Kultus die dichtende wie die
bildende Kunst der Griechen die mächtigste Anregung empfangen haben.
Unter allen altertümlichen Darstellungen aus dem dionysischen Kreise ragt
die Phineus-Schale hervor. Sie ist unerreicht durch die Lebendigkeit, durch die
Frische und die Originalität ihrer dionysischen Bilder.
Sie steht aber isoliert auch dadurch, dass sie der einzige bedeutende Ver-
treter einer sonst ganz verschollenen Vasenfabrik ist, von deren Sitz wir leider nur
das sicher sagen können, dass er in einem Gebiete lag, wo man ionisch sprach
und schrieb; und das noch, dass dieser Ort in engem Zusammenhange mit Athen
und mit Chalkis gestanden haben muss.
Allein weder attische noch chalkidische Vasen bieten etwas, das sich künst-
lerisch mit der Phineus-Schale messen Hesse. Sie gehört zu den bedeutendsten
altertümlichen Malereien, die uns erhalten sind, und sie lässt uns ahnen, was uns
von alter Kunst verloren ist, indem wir sonst statt der Arbeit eines wirklichen
Künstlers wie diese in der Regel nur handwerksmässige Dekorationen auf den
älteren Vasen besitzen.
Die Phineus-Schale ward wahrscheinlich gefunden bei Vulci auf der Campo-
morto genannten Besitzung des Agostino Fcoli (vgl. Brunn im Bull. d. Inst. 1865, 47),
in dessen Sammlung sie sich befand, bis sie mit dieser im Jahre 1872 in das
Wagnersche Kunstinstitut der Universität Würzburg überging. Sie ist leider viel
verkannt und auf das abscheulichste misshandelt worden, nicht allein von gewissen-
losen Restauratoren, sondern zuletzt noch von einem Gelehrten, K. Sittl. der ebenso
viel guten Willen hatte wie ihm jegliche Kenntnis und Erfahrung in Bezug auf
griechische Vasen abging. Die bisher allein vorhandene Publikation des Innen-