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Furtwaengler, Adolf ; Reichhold, Karl
Griechische Vasenmalerei: Auswahl hervorragender Vasenbilder (Serie I, Text) — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.826#0071
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TAFEL Ti —13

KRATER DES KLITIAS UND ERGOTIMOS
(Florenz)

(Der untere Fries am Rauche und die Friese an Hals und Mündung. Vgl. Tal". I—3)')

Wie die Gesamtansicht des Kraters auf Taf. 3 lehrt, läuft unterhalb des
an der Stelle des grössten Umfanges befindlichen Hauptfrieses ein zweiter Bild-
streif ganz um den sich hier schon nach unten stark zusammenziehenden Bauch
der Vase hin. Der obere Teil von Taf. 11,12 giebt diesen zweiten Fries wieder.

Obwohl keinerlei tektonische Trennung diesen Bilderstreif unterbricht, hat
der Maler doch für die beiden Seiten der Vase zwei verschiedene mythologische
Gegenstände zur Darstellung gewählt. Um aber für den Anblick die Einheit eines
umlaufenden Bandes zu bewahren, liess er die Figuren beider Bilder ohne jede
Trennung aneinander stossen.

Auf die im Hauptfriese durch die Spitze des Zuges der Götter als die vor-
nehmere gekennzeichnete Seite setzte er die Schilderung einer der Thaten desjenigen
Helden, der die Frucht jener Liebesverbindung sein sollte, deren Feier der Haupt-
fries galt. Achilleus, des Peleus und der Thetis Sohn, ist hier dargestellt, wie er
Troilos, den jugendlichen Sohn des Priamos im Laufe verfolgt. Die Stadtmauer
von Troja mit einem ihrer Thore bildet rechts die Grenze des Bildes, während
links die Figur des Apollon den Abschluss macht. Unmittelbar hinter dieser, nur
nach der anderen Seite gewendet, steht eine der Nymphen, die das zweite Bild
an seinem rechten Ende begrenzen. Dieses stellt den Einzug des Hephaisios in
den Olymp dar, eine heitere Geschichte aus der Götterwelt.

Wir betrachten zunächst das etwas breitere Bild der Hauptseite, die Ver-
folgung des Troilos. Die Mitte des Bildes nehmen die zwei Hauptfiguren ein.
Leider ist gerade hier eine grössere Lücke. Der ganze Oberkörper des Achilleus
und damit auch die sicher einst vorhandene Beischrift fehlen. Erhalten ist nur
das rechte Bein und der Ansatz des linken. Aus der Stellung der Beine und
daraus, dass weiter rechts hin keine Spur dti linken Fusses zu sehen ist, geht
hervor, dass des schnell Rissigen Achilleus gewaltiger Lauf so dargestellt war, dass
keiner der beiden Füsse den Boden berührte, vielmehr beide Füsse, in weitem
Schritte getrennt, in der Luft schwebend erschienen. Achilleus tmg die lange
Lanze in der einen Hand (ihr Ende ist links erhalten); man erkennt ferner Bein-
schienen und Schwert. Der Knabe Troilos (TpoiXoq) hält mit beiden Händen die
Zügel seines galoppierenden Rosses; ein zweites Pferd läuft ledig daneben her.

') Seitdem unser Text zu Taf. 1—3 (oben S. 1 ff.) geschrieben ward, ist der Vase ein schwerer
Unfall zugestossen: im Sommer 1900 ward sie von einem Käsenden in unzählige Splitter zerschlagen.
Das Gefäss wird zwar wieder zusammengesetzt werden können, aber einzelne kleine Teile sind aul
immer verloren.

FurlwanRlcr und Rtichhold, G riech. Vasenmalerei
 
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