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Furtwaengler, Adolf ; Reichhold, Karl
Griechische Vasenmalerei: Auswahl hervorragender Vasenbilder (Serie I, Text) — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.826#0133
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Die Kurystheus-Schale aus der Werkstatt des Euphromos 113

Die Technik

Würde sich nicht der Name des Euphromos auf dieser wie auf der eben
besprochenen Schale vorfinden, so käme wohl niemand auf den Gedanken, die
beiden Werke einer Hand zuzuschreiben. So sehr ist ihr Stil verschieden; Auf-
fassung, Formgebung und Technik sind durchaus andere.

Schon ein flüchtiger Blick über beide Schalen gewahrt einerseits gewissen-
hafteste, andererseits flotteste Arbeitsmanier. Dort ein Streben nach feinen, gleich-
massigen Linien, hier der stark vortretende, wuchtige Normalstrich, der in dieser
Form allein der Hand dieses Meisters zu eigen war. Auf der Münchener Schale
kleben den konventionell gezeichneten Gestalten die Gewänder noch an, der lange
Rock folgt noch allen einspringenden Konturen vom Rücken der Körper bis zum
Fussknöchel herab. Im Londoner Bild ist alles Steife zur Seite geschoben, die
Bewegungen sind frei, die Gewänder fangen zu wehen an, der Saum trennt sich
endlich vom Knöchel des Fusses. Aber an einem scheitert noch die Kunst des
Meisters: an der Bewältigung der Perspektive des Innenbildes. Allerdings hat er
sich in kühnster Weise auf ein Feld gewagt, das selbst eine entwickeltere Kunst
noch gerne umgeht. Es ist nicht leicht, in der knappen Weise mit einfachen
Strichen eine solche, nach vorn sich neigende Gestalt perspektivisch richtig zu
treffen. Dem Zeichner gelang wohl noch das Vorneigen der Brust, aber der
Mittelkörper kam schlecht weg. Ferner hat die Linksbewegung des Armes vom
Alten nicht die notwendige Drehung der Brust zur Folge; die Schulter ist wie
ein Kartenblatt herumgebogen.

Die Vorzeichnung der Vase enthält keinerlei Änderung. Merkwürdig ist
die Verschiedenartigkeit ihrer Lasur. Innen erscheint sie hellgelb, aussen geht sie
mehr ins Rötliche. (K. R.)
 
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