Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Furtwaengler, Adolf ; Reichhold, Karl
Griechische Vasenmalerei: Auswahl hervorragender Vasenbilder (Serie I, Text) — München, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.826#0135
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schale in der Art des Duvis 115

die Meerjungfrau, indem er die sich Sträubende, in mannigfaltige Gestalten, in wilde
Tiere, in Wasser und Feuer sich Verwandelnde festhält, so unerschütterlich fest,
dass die Göttin nachgeben muss und endlich willig als seine Braut ihm folgt. Als
Sohn der Beiden erwuchs Achilleus.

Die Verwandlungen sind hier nur durch einen Löwen angedeutet, der Pelcus
in den Arm beisst. Nach beiden Seiten entfliehen die Genossinnen der Thetis,
die Nereiden; zweie halten einen Fisch in den Händen, womit sie nach archaischer
Weise als Meereswesen charakterisiert werden.

Auf der anderen Seite eilen vier gleiche Mädchen auf einen Mann mit
Scepter zu; ein fünftes Mädchen stürzt auf den Mann zu und umfasst seinen Nacken
und Hinterkopf mit beiden Armen, zu ihm emporblickend, Es ist der Vater Nercus:
seine Töchter kommen, entsetzt über des Peleus freches Eindringen zu dem Vater
gerannt; die jüngste wirft sich an seinen Nacken voll Schreck. Die laufenden
Mädchen sind sehr einförmig und konventionell; allein das letztere Motiv, die Jüngste
mit dem Vater, ist originell und kommt sonst nicht vor. Indes Duris wird es
kaum selbst erfunden haben.

Die Nereiden tragen alle die gleiche Haube; auch die Haartracht ist bei
allen gleich; nur die Ausführung der Haare ist etwas verschieden, indem einige-
male mit verdünntem Firnis untermalt und darauf mit Reliefstrichen die Haar-
wellen angedeutet sind. An den Augen ist die Iris, wie des Duris saubere ordent-
liche Art es liebt, regelmässig durch eine Kreislinie mit Punkt bezeichnet.

(A. F.)

DIE TECHNIK

Der abgebrochene Henkel der Vase scheint, nach den vorhandenen Klammer-
löchern zu schliessen, schon in antiker Zeit durch einen anderen ergänzt worden
zu sein. Die UnZusammengehörigkeit geht aus dem Farbton des angesetzten
Henkels hervor, der ganz verschieden von dem der Vase ist. Das mit dieser
nicht übereinstimmende Ornament wurde abgerieben. Im übrigen ist die Vase
gut erhalten; nur der obere Augenrand der Athena musste ergänzt werden.

Die reichliche Vorzeichnung ist etwas ungleichmässig im Striche und recht
flüchtig. Eine Änderung fand nur statt im Innenbilde bei dem Unken Beine des
Herakles, das zuerst mit dem Baume sich kreuzte.

Der Normalstrich herrscht vor. Die Feinheit des Linienzuges steht hinter
dem der vorigen Schale ziemlich zurück. Die Ziehung der kleinen Bögen lässt zu
wünschen übrig. Die Ausführung des Aussenbildes ist gegen die des Innenbildes
vernachlässigt. Die Umrisse der Figuren sind bei der Ausfüllung des Grundes
häufig überfahren.

Bei Athena und zwei Figuren des Aussenbildes findet sich eine bemerkens-
werte Neuerung in der Behandlung des Haares: In den gewöhnlichen Firniston
wurden über der Stirne noch Reliefstriche eingesetzt. Die hellen Firnislinien der
Innenzeichung heben sich kaum erkennbar vom Grunde ab. Die Lasur ist gleich-
massig. Gegen alle Gewohnheit sind die Rockfalten der Athena von unten nach
aufwärts gezogen. An der Aussenseite zeigt sich im schwarzen Grunde ein 18 cm
grosser Lagerring. __________ (K. R.)
 
Annotationen