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Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 1) — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.835#0305
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ZUM OSTGIEBEL DES ZEUSTEMPELS IN OLYMPIA

(BERLINER PHILOLOGISCHE WOCHENSCHRIFT 1892, Nr. 41 und 42)

|]ie eingehende neue Besprechung, welche G. Körte der Frage nach der 1282
Aufstellung der Ostgiebelfiguren in Olympia hat zu Teil werden lassen
[vergleiche Berliner Wochenschrift 1892 S. 983 ff. 1046 ff.], macht es mir
zur Pflicht, die Ansichten, die ich früher in dieser Sache geäußert habe (Jahrbuch des
archäologischen Instituts VI, 1891, S. 76 ff. [oben S. 280]; Archäologischer Anzeiger
1891, S. 93 f. [oben S. 293]), nicht im Stiche zu lassen, sondern, soweit es in aller
Kürze geschehen kann, wenigstens die Punkte hervorzuheben, die für mich in der
Frage entscheidend sind. Ich tue dies nicht ohne Widerstreben und würde, wenn
es meine Oberzeugung zuließe, weit lieber der warmen Verteidigung zustimmen,
welche die Aufstellung von Curtius durch Körte gefunden hat, indem ich mich
gerne auch in dieser Frage einig wüßte mit dem Begründer all unserer olympischen
Entdeckungen und Forschungen, dem Manne, dem mich Dankbarkeit und Ver-
ehrung in besonderem Maße verbinden.

Körte erwähnt mit keinem Worte einen Punkt, auf den ich besonderes Ge-
wicht gelegt habe und der mir von entscheidender Bedeutung ist. Die linke
Körperhälfte des an der Erde sitzenden Mannes (C bei Curtius, L bei Treu) ist
in der Ausführung vernachlässigt; sie kann nach dem in beiden Giebeln ganz
konstanten Gesetze, das auch Körte (S. 986) zugibt, nicht dem Beschauer zu-
gewendet gewesen sein. Die Aufstellung der Figur in der linken Giebelhälfte —
also wie bei Curtius und Kekule — ist dadurch völlig ausgeschlossen; denn er
würde dort die ganz vernachlässigte, roh gearbeitete und geradezu häßliche An-
sicht dem Beschauer zuwenden, dagegen die andere, sehr schön und sorgfältig
gearbeitete abkehren. Treu versetzt ihn nun in die rechte Giebelhälfte, aber an
den Platz vor die Pferde, unmittelbar neben der Mitte, wo bei der richtigen, von
Treu selbst nachgewiesenen Wendung des Kopfes die nur aus dem Rohen gehauene
llnke KoPfhälfte noch in störendster Weise dem Beschauer in die Augen fallen
mLlßte- Schon deshalb muß die Figur weiter nach rechts rücken; da bleibt aber
"ähnlich einzig der Platz, den ich ihr angewiesen habe. Hier allein sind die
schlecht gearbeiteten Stellen kaum sichtbar, weil der Giebelecke zugekehrt; äußer-
em findet hier auch die Abarbeitung der Unterseite der Figur ihre volle Erklärung
vergleiche Jahrbuch 1891 S. 81 [oben S. 285]).
 
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