DIE
BRONZEFUNDE AUS OLYMPIA UND DEBEN KUNSTGESCHICHTLICHE BEDEUTUNG. 413
rs — Unser Relief ist keineswegs die erste oder einzige Darstellung dieser
'<0rPe ' Wir finden dieselbe und zwar mit genau denselben Motiven wie auf
rem Relief, dem weitausschreitenden nur mit Köcher versehenen Heros und
H i umblickenden Meergreise, bereits auf einem geschnittenen Steine jener
sitest griechischen Gattung, jener auf den Inseln des Archipels gefundenen
K'esel.1 Da diese GatlunS sonst durchaus noch keine mythischen Darstellungen
u enthalten pflegt und unter deutlichem orientalisch-phönikischem Einflüsse
teht so ist das erste Vorkommen unserer Szene gerade hier um so bedeutungs-
voller. Wir finden dieselbe ferner auf dem alten Tempelfriese von Assos (Mon.
d Inst. III, 34) und darauf endlich in zahlreichen schwarzfigurigen Vasen der ge-
wöhnlichen attischen Art,2 von denen einige den Meerdämon inschriftlich als
Triton bezeichnen. Von Nereus wird derselbe auf diesen Vasen scharf ge-
schieden, indem jener meist beim Kampfe als Zuschauer erscheint und zwar in
völlig menschlicher Gestalt3 und indem der Kampf des Nereus mit Herakles auf
denselben Vasen dargestellt wird, doch völlig anders als der mit Triton. —
Wie ist es nun zu erklären, daß derselbe Meerdämon derselben Darstellung auf
unserm Relief Halios Geron, auf den attischen Vasen Triton heißt?
Wir werden bald sehen, daß der Name „Halios Geron" für jenen fisch-
schwänzigen Dämon mit älterer, ursprünglicherer Tradition zusammenhängt als
der „Triton". Halios Geron als solcher, und keinesweges etwa Nereus, Proteus,
Glaukos oder dgl., hatte einen eigenen Kult in Byzanz,1' vielleicht deshalb auch
in der Mutterstadt Megara; er genoß, einfach als Geron, ferner Verehrung in
Gythion (Paus. III, 21, 9) und wie scheint auch bei den Iberern.' Dieser Geron, 97
und nicht Proteus, scheint in der ursprünglichen Gestalt der die Irrfahrten des
Menelaos erzählenden Episode der Odyssee es gewesen zu sein, der dem
Menelaos verkündet,0 wie er seine Rückfahrt zu machen habe, derselbe zeigte
Jason und den Argonauten den Weg nach der Sage der Byzantier, und der-
selbe die Wahrheit verkündende Geron ist es ohne Zweifel, der im homerischen
Hymnus auf Hermes (187 ff.) im Haine des Poseidon von Onchestos weilt und
dem die Rinder suchenden Apollon den Sachverhalt enthüllt.' — Daß dieser
1 Revue archiol. 1874, II, Tat. 12,1, S. 1 ff. Fr. Lenormant. [Gemmen Taf. 5,30.]
' Zusammengestellt von Gerhard, Auserl. Vasenbilder, Bd. II, S. 95, Anm. 12. [Roschers
Lexikon der Myth. 1 S. 2193.]
1 Siehe Benndorf, Griech. u. sie. Vasenbilder, S. 63. — Die Vase bei Gerhard
a-a-0. Nr.«, zeigt Triton und Nereus inschriftlich. Dasselbe ist der Fall auf einer
streng-schönen rotfigurigen Schale von Kamiros wo NHPEYS thront und TPITS2N
nschschwänzig, doch als Greis und mit bekleidetem Oberkörper und Szepter gebildet ist
ls- Gardner im Journal of Philology VII, S. 215ff. [Brit. Mus. Cat. E 73]).
Dionysi.os von Byzanz, De Bospori navig. ed. Wescher p. 20, 2; vgl. F.v.Duhn,
ueMenelai itinere S. 18 ff.
JF-v. Duhn I.e. S. 19.
, *ie F- v- Duhn a. 0. sehr wahrscheinlich gemacht hat.
' "en Hinweis auf diese Stelle und ihre Bedeutung verdanke ich H. Usener.
BRONZEFUNDE AUS OLYMPIA UND DEBEN KUNSTGESCHICHTLICHE BEDEUTUNG. 413
rs — Unser Relief ist keineswegs die erste oder einzige Darstellung dieser
'<0rPe ' Wir finden dieselbe und zwar mit genau denselben Motiven wie auf
rem Relief, dem weitausschreitenden nur mit Köcher versehenen Heros und
H i umblickenden Meergreise, bereits auf einem geschnittenen Steine jener
sitest griechischen Gattung, jener auf den Inseln des Archipels gefundenen
K'esel.1 Da diese GatlunS sonst durchaus noch keine mythischen Darstellungen
u enthalten pflegt und unter deutlichem orientalisch-phönikischem Einflüsse
teht so ist das erste Vorkommen unserer Szene gerade hier um so bedeutungs-
voller. Wir finden dieselbe ferner auf dem alten Tempelfriese von Assos (Mon.
d Inst. III, 34) und darauf endlich in zahlreichen schwarzfigurigen Vasen der ge-
wöhnlichen attischen Art,2 von denen einige den Meerdämon inschriftlich als
Triton bezeichnen. Von Nereus wird derselbe auf diesen Vasen scharf ge-
schieden, indem jener meist beim Kampfe als Zuschauer erscheint und zwar in
völlig menschlicher Gestalt3 und indem der Kampf des Nereus mit Herakles auf
denselben Vasen dargestellt wird, doch völlig anders als der mit Triton. —
Wie ist es nun zu erklären, daß derselbe Meerdämon derselben Darstellung auf
unserm Relief Halios Geron, auf den attischen Vasen Triton heißt?
Wir werden bald sehen, daß der Name „Halios Geron" für jenen fisch-
schwänzigen Dämon mit älterer, ursprünglicherer Tradition zusammenhängt als
der „Triton". Halios Geron als solcher, und keinesweges etwa Nereus, Proteus,
Glaukos oder dgl., hatte einen eigenen Kult in Byzanz,1' vielleicht deshalb auch
in der Mutterstadt Megara; er genoß, einfach als Geron, ferner Verehrung in
Gythion (Paus. III, 21, 9) und wie scheint auch bei den Iberern.' Dieser Geron, 97
und nicht Proteus, scheint in der ursprünglichen Gestalt der die Irrfahrten des
Menelaos erzählenden Episode der Odyssee es gewesen zu sein, der dem
Menelaos verkündet,0 wie er seine Rückfahrt zu machen habe, derselbe zeigte
Jason und den Argonauten den Weg nach der Sage der Byzantier, und der-
selbe die Wahrheit verkündende Geron ist es ohne Zweifel, der im homerischen
Hymnus auf Hermes (187 ff.) im Haine des Poseidon von Onchestos weilt und
dem die Rinder suchenden Apollon den Sachverhalt enthüllt.' — Daß dieser
1 Revue archiol. 1874, II, Tat. 12,1, S. 1 ff. Fr. Lenormant. [Gemmen Taf. 5,30.]
' Zusammengestellt von Gerhard, Auserl. Vasenbilder, Bd. II, S. 95, Anm. 12. [Roschers
Lexikon der Myth. 1 S. 2193.]
1 Siehe Benndorf, Griech. u. sie. Vasenbilder, S. 63. — Die Vase bei Gerhard
a-a-0. Nr.«, zeigt Triton und Nereus inschriftlich. Dasselbe ist der Fall auf einer
streng-schönen rotfigurigen Schale von Kamiros wo NHPEYS thront und TPITS2N
nschschwänzig, doch als Greis und mit bekleidetem Oberkörper und Szepter gebildet ist
ls- Gardner im Journal of Philology VII, S. 215ff. [Brit. Mus. Cat. E 73]).
Dionysi.os von Byzanz, De Bospori navig. ed. Wescher p. 20, 2; vgl. F.v.Duhn,
ueMenelai itinere S. 18 ff.
JF-v. Duhn I.e. S. 19.
, *ie F- v- Duhn a. 0. sehr wahrscheinlich gemacht hat.
' "en Hinweis auf diese Stelle und ihre Bedeutung verdanke ich H. Usener.