Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Furtwängler, Adolf
Kleine Schriften (Band 1) — München, 1912

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.835#0050
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Eros in der Vasenmalerei.
40 _____---------___

Die Frage nach der Bedeutung dieser Bilder ist nicht leicht zu beantworten-
mit Recht hat man die Annahme von Mysterienszenen aufgegeben; andrerseits
können aber auch eigentliche Szenen aus dem täglichen Leben nicht gemeint
sein, indem kaum die erst erwähnten Beispiele sich so fassen lassen; sonst deutet
alles' darauf hin, daß es dem Maler nur darauf ankam, durch eine allgemeine
Zusammenstellung der Figuren gewisse allgemeine Anschauungen und Qe.
danken im Beschauer zu wecken. Von den Attributen wird nie ein charakteristischer
Gebrauch gemacht und die Gestalten werden in eine durchaus ideale Sphäre
gerückt; besonders bezeichnend für diese abstrakte Allgemeinheit ist, was bei
diesem weiblich üppigen Volke sonst unerklärlich wäre, daß meistens rohe Felsen
zum Sitze dienen; dazu kömmt, daß manchmal eine Frau einen Thyrsos trägt
oder sich Satyrn einmischen. — Nicht selten finden wir Bilder wie die besprochenen
neben künstlerisch bedeutenden mythologischen Vorstellungen an den unter-
; geordneten Teilen desselben Gefäßes, woraus hervorgeht, daß es nicht Unver-
mögen war, eine Szene des täglichen Lebens darzustellen, sondern daß man
eben nur ganz Allgemeines geben wollte (gerade wie bei den sogenannten
Mantelfiguren auf dem Revers der besten Vasen); diese allgemeinen Gedanken
aber künstlerisch durchzubilden, war bei solchen Nebenvorstellungen zu viel
verlangt, und später, als sie die Hauptdarstellungen wurden, war auch die
künstlerische Fähigkeit geschwunden; man begnügte sich also, statt durch Hand-
lung und Charakteristik, das Gewollte wesentlich durch Attribute auszudrücken,
wodurch die Figuren freilich zu Zeichen herabsanken. — Suchen wir nun die
Art dieser allgemeinen Vorstellungen näher zu bestimmen: die Attribute beziehen
sich alle auf sinnliches Wohlleben und Glück, es sind die bei der Toilette sowie
im Kreise der Aphrodite und des Dionysos gewöhnlichen; daß ein Krater einmal
den Mittelpunkt der Versammlung bildet und Weintrauben sicli oft in ihren
Händen finden, weist deutlich darauf hin, daß sie besonders von dionysischen
Genüssen beglückt sind. Auch Eros trägt alle bakchischen Attribute; die All-
gemeinheit der ganzen Darstellungen hat auch ihm eine allgemeinere Bedeutung
verliehen, immer ist er eine Hauptperson und verkehrt freundlich mit den
Menschen, er erhebt sie in eine ideale Sphäre, er beglückt sie, indem er mit
ihnen ganz auf einem Fuße verkehrt (Eros ist fast immer jünglingshaft), ja er
ist offenbar zu einem allgemeinen Glücksdämon, zum Repräsentanten da
Schönheit und des sinnlichen Wohllebens geworden. Zu dieser Verallgemeinerung
954 [3316], 1041 [3282], 1062 [3308], 1065 [3032], 1175 [3237], 1178 [3082]; häufig ist auch die
Gegenüberstellung an 2wei Seiten der Vase, z. B. Elite 4, 36; Moses, Vas. Engl. 27; Neapel
m,'n? ?' 2126' S-A-294' 34°; Petersb. 1203, 1214, 1361, 1363; Berlin 1137 [3333], »«
S« 1™„° [33"!' 1998 I3382) «■ 0ft IM Eros der Frau nach, wie Neapel 2072, 21 &
2493, 2700, 1765, 1S96, 2098, oder ihr voran: Neapel 2015, 2577, S. A. 27 B, 299.-B»
reiche Zusammenstellung solcher Bilder s. auch bei Jatta, Catalogo S. 1151 unter .daemo
nd ogmo und i„ Newtons Vasenkaralog des Brit. Mus. Bd. II S. 310 „.Her .&*
androgynus". &
 
Annotationen