HANS VON MATT
VON GOTTHARD JEDLICKA
An die schweizerische Bildhauerei der Gegenwart hat die Urschweiz
bis heute keinen nennenswerten Beitrag geleistet. Mit dem jungen
Hans von Matt zeigt sich endlich eine innerschweizerische künst-
lerische Erscheinung, die auch außerhalb ihrer engeren Heimat
Beachtung verdient. Wer das plastische Werk dieses Bildhauers
zum ersten Mal sieht, glaubt, daß er es mit einer absolut plastischen
Begabung zu tun habe. Das stimmt nicht. Hans von Matt hat nicht
als Bildhauer, sondern — wie Maillol und Haller — als Maler be-
gonnen. Er hat Aquarellandschaften und aquarellierte Porträts ge-
malt. In Stans und Luzern findet man Wandbilder von ihm. Da-
neben hat er eine Reihe von Holzschnitten und Radierungen ent-
worfen. Seine erste plastische Leistung war eine Holzschnitzerei.
Heute soll er vor allem die Arbeit in Ton und die Terrakotta be-
vorzugen. Die Themen seiner plastischen Gestaltung lassen sich —
vorläufig — leicht überblicken. Sie lassen sich sogar zwanglos in
Gruppen ordnen. Vielleicht sind es die Grundthemen, die auch in
Zukunft den Umkreis seiner plastischen Gestaltung bestimmen wer-
den; denn solche Themen ergeben sich immer aus der innersten
Struktur eines Künstlers. Wir führen sie hier an. Hans von Matt
modelliert Porträts. Er ist so glücklich veranlagt, es mit dem Ein-
satz seiner künstlerischen Persönlichkeit gefällig und doch ohne
Verrat tun zu können. Er modelliert Halbfiguren. Er hat eine
Reihe solcher Figuren so modelliert, daß das Spiel der Arme den
Ausdruck des Gesichtes in verstärkter und doch selbstverständlicher
Form aufnimmt, weiterführt und abrundet. Auch diese Halbfiguren
stehen zwischen psychologischem Bildnis und reiner Plastik. Er
hat daneben eine Reihe von stehenden, sitzenden und kauernden
Mädehengestalten geschaffen — und fast alle sind wesentliche pla-
stische Leistungen. In einem plastischen Gruppenbild hat er zwi-
schen die Knie eines sitzenden Mädchens die noch viel kleinere
Gestalt eines Kindes gestellt, dem dieses Mädchen das Haar zu
einem Zopf zusammendreht: vielleicht in der Erinnerung an ägyp-
tische Plastiken. Wenn man nun den ganzen Umkreis seiner Ge-
staltung überblickt, so fällt vor allem auf, daß in seinem Werk fast
immer nur Kinder, Mädchen oder ganz junge Frauen dargestellt
sind. Alle diese jugendlichen Gestalten, die noch zu jung scheinen,
um charakteristisch gefaßt werden zu können, haben aber doch
eine lapidar einprägsame Form. Sie stehen und haben die Arme
schützend neben die Brüste gepreßt, sie knien, haben den Körper
leicht nach vorn gewölbt und lassen die Arme demütig hinter den
183
VON GOTTHARD JEDLICKA
An die schweizerische Bildhauerei der Gegenwart hat die Urschweiz
bis heute keinen nennenswerten Beitrag geleistet. Mit dem jungen
Hans von Matt zeigt sich endlich eine innerschweizerische künst-
lerische Erscheinung, die auch außerhalb ihrer engeren Heimat
Beachtung verdient. Wer das plastische Werk dieses Bildhauers
zum ersten Mal sieht, glaubt, daß er es mit einer absolut plastischen
Begabung zu tun habe. Das stimmt nicht. Hans von Matt hat nicht
als Bildhauer, sondern — wie Maillol und Haller — als Maler be-
gonnen. Er hat Aquarellandschaften und aquarellierte Porträts ge-
malt. In Stans und Luzern findet man Wandbilder von ihm. Da-
neben hat er eine Reihe von Holzschnitten und Radierungen ent-
worfen. Seine erste plastische Leistung war eine Holzschnitzerei.
Heute soll er vor allem die Arbeit in Ton und die Terrakotta be-
vorzugen. Die Themen seiner plastischen Gestaltung lassen sich —
vorläufig — leicht überblicken. Sie lassen sich sogar zwanglos in
Gruppen ordnen. Vielleicht sind es die Grundthemen, die auch in
Zukunft den Umkreis seiner plastischen Gestaltung bestimmen wer-
den; denn solche Themen ergeben sich immer aus der innersten
Struktur eines Künstlers. Wir führen sie hier an. Hans von Matt
modelliert Porträts. Er ist so glücklich veranlagt, es mit dem Ein-
satz seiner künstlerischen Persönlichkeit gefällig und doch ohne
Verrat tun zu können. Er modelliert Halbfiguren. Er hat eine
Reihe solcher Figuren so modelliert, daß das Spiel der Arme den
Ausdruck des Gesichtes in verstärkter und doch selbstverständlicher
Form aufnimmt, weiterführt und abrundet. Auch diese Halbfiguren
stehen zwischen psychologischem Bildnis und reiner Plastik. Er
hat daneben eine Reihe von stehenden, sitzenden und kauernden
Mädehengestalten geschaffen — und fast alle sind wesentliche pla-
stische Leistungen. In einem plastischen Gruppenbild hat er zwi-
schen die Knie eines sitzenden Mädchens die noch viel kleinere
Gestalt eines Kindes gestellt, dem dieses Mädchen das Haar zu
einem Zopf zusammendreht: vielleicht in der Erinnerung an ägyp-
tische Plastiken. Wenn man nun den ganzen Umkreis seiner Ge-
staltung überblickt, so fällt vor allem auf, daß in seinem Werk fast
immer nur Kinder, Mädchen oder ganz junge Frauen dargestellt
sind. Alle diese jugendlichen Gestalten, die noch zu jung scheinen,
um charakteristisch gefaßt werden zu können, haben aber doch
eine lapidar einprägsame Form. Sie stehen und haben die Arme
schützend neben die Brüste gepreßt, sie knien, haben den Körper
leicht nach vorn gewölbt und lassen die Arme demütig hinter den
183