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nächste Frage, welchen Wert die Ueherlieferung hat, daß
der Apostel Thomas in Indien das Christentum gepredigt
habe.
In den Acta S. Thomae apostoli, deren syrischer Ur-
text in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts verfaßt
worden ist, wird berichtet, daß Christus seinen Sklaven
Thomas nach Indien verkauft habe, damit er dem König
der Inder Gondophares (Gundaphorus), der in Jerusa-
lem einen geschickten Baumeister suchen ließ, einen Palast
erbaue. Thomas reist auf dem Seewege nach Nordindien
und erhält von dem König als Baugeld große Summen,
die er aber sämtlich zu wohltätigen Zwecken für die Ar-
men verwendet. Als Thomas deshalb von dem erzürnten
König mit dem Tode bestraft werden soll, wird er durch
die Erklärung gerettet, daß er von diesen Schätzen dem
König einen Palast im Himmel erbaut habe. Diesen Pa-
last sieht der König im Traum. Es gelingt darauf Thomas,
den König und seinen Bruder Gad zum Christentum zu
bekehren. Später aber wird er, nach zahlreichen Wunder-
taten und Massenbekehrungen in einem Nachbarreich, in
das er sich auf die Bitte eines Eeldherrn Siforus begeben
hatte, auf Befehl eines Königs Mazdai (Misdeus) durch
Lanzenstiche hingerichtet und am Orte des Martyriums
begraben.
Dieser Ort wird in keiner Version der Thomas-Akten
mit Namen genannt; erst vom siebenten Jahrhundert an
heißt er KaXoftivT) in griechischen, Calamina in lateinischen
Quellen.
Nach der kirchlichen Tradition sind die Gebeine des
heiligen Thomas später von dort nach Edessa gebracht
und im Jahre 394 aus einer älteren kleineren Kirche in
eine große Basilika übergeführt worden.
Eine von dieser Thomas-Legende abweichende Ueber-
9*
nächste Frage, welchen Wert die Ueherlieferung hat, daß
der Apostel Thomas in Indien das Christentum gepredigt
habe.
In den Acta S. Thomae apostoli, deren syrischer Ur-
text in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts verfaßt
worden ist, wird berichtet, daß Christus seinen Sklaven
Thomas nach Indien verkauft habe, damit er dem König
der Inder Gondophares (Gundaphorus), der in Jerusa-
lem einen geschickten Baumeister suchen ließ, einen Palast
erbaue. Thomas reist auf dem Seewege nach Nordindien
und erhält von dem König als Baugeld große Summen,
die er aber sämtlich zu wohltätigen Zwecken für die Ar-
men verwendet. Als Thomas deshalb von dem erzürnten
König mit dem Tode bestraft werden soll, wird er durch
die Erklärung gerettet, daß er von diesen Schätzen dem
König einen Palast im Himmel erbaut habe. Diesen Pa-
last sieht der König im Traum. Es gelingt darauf Thomas,
den König und seinen Bruder Gad zum Christentum zu
bekehren. Später aber wird er, nach zahlreichen Wunder-
taten und Massenbekehrungen in einem Nachbarreich, in
das er sich auf die Bitte eines Eeldherrn Siforus begeben
hatte, auf Befehl eines Königs Mazdai (Misdeus) durch
Lanzenstiche hingerichtet und am Orte des Martyriums
begraben.
Dieser Ort wird in keiner Version der Thomas-Akten
mit Namen genannt; erst vom siebenten Jahrhundert an
heißt er KaXoftivT) in griechischen, Calamina in lateinischen
Quellen.
Nach der kirchlichen Tradition sind die Gebeine des
heiligen Thomas später von dort nach Edessa gebracht
und im Jahre 394 aus einer älteren kleineren Kirche in
eine große Basilika übergeführt worden.
Eine von dieser Thomas-Legende abweichende Ueber-
9*