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Hochasien so kräftig entwickelten nestorianischen Kirche
erhalten hat. *

Das Ergebnis meiner Erörterungen in diesem Kapitel
für die nachfolgenden Untersuchungen kann ich dahin zu-
sammenfassen : die kleinen christlichen Gemeinden in Süd-
indien, die unter dem Namen der Thomas-Christen bekannt
sind, bestanden zuerst — im vierten und zu Anfang des
fünften Jahrhunderts — aus eingewanderten Persern; dazu
kamen später Juden und von indischen Eingeborenen An-
gehörige der dravidischen Rasse.

Christliche Einflüsse auf indische Religionen können
von diesen Gemeinden erst im Neubrahmanismus, vom
zwölften Jahrhundert an, ausgegangen sein; denn in frühe-
rer Zeit lagen die Zentren religiösen Lebens im Norden
Indiens. Pur diese frühere Zeit kommen als mögliche Ver-
mittler christlicher Gedanken also nur Christen in den
nordwestlichen Grenzgebieten in Betracht.
Dort hat es, wie wir oben gesehen haben, möglicher Weise
schon in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts Chri-
sten gegeben; aber die Zeugnisse reichen nicht aus, um
dies mit Bestimmtheit zu behaupten. Erst im siebenten
Jahrhundert kommen nestorianische Christen weiter in das
Innere von Nordindien.

Von vorn herein darf man in der buddhistischen
Sanskritliteratur eher christliche Einflüsse zu finden er-
warten als in der brahmanischen, weil das indische Grenz-
land in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
ganz buddhistisch war und außerdem fremde Elemente ho-
mogener Natur viel leichter in den kosmopolitischen Bud-
dhismus eindringen konnten als in den nationalistischen
Brahmanismus. Man wird gut tun, sich das besonders bei

1 K e s s 1 e r a. a. 0. 733.
 
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