MahabhasYa ad Panim 4,1,3
und seine Bedeutung für die Geschichte der indischen Logik
Von
Otto Strau(V (Kiel)
Die Stelle des Mahäbhäsya, die hier behandelt werden soll,
bietet ein doppeltes Interesse: einmal an sich durch die sprach-
philosophische Diskussion über das Verhältnis des grammatischen
und natürlichen Geschlechts, dann aber auch durch ihre Methode
und speziell durch eine philosophiegeschichtlich wichtige Formel.
Ich gebe zunächst eine Übersetzung der Mahäbhäsyastelle *) mit
Kaiyatas Erläuterungen in den Anmerkungen, dann zeige ich das
Verhältnis der von Patanjali gebrauchten Formel zu zwei späteren
Parallelen, um endlich ihre Bedeutung für die Geschichte der
indischen Schlußlehre zu untersuchen.
I.
(Die folgenden Suffixe stehen) im Sinne des Weiblichen -)
(Im Sütra) wird gesagt: „Im Sinne des Weiblichen." Was
ist denn „weiblich"? Im praktischen Leben sind die Wörter
weiblich, männlich, sächlich (ihrem Inhalt nach) bekannt. Wenn
man durch Beobachtung im täglichen Leben zu der Feststellung
kommt, daß dies weiblich, jenes männlich, jenes sächlich ist, so
weiß man: dies ist ein weibliches Wesen, jenes ein männliches
Wesen und dies ist eine Sache.
1) ed. Kielhorn s II, 195, 25—198, 19.
2) P. 4, 1, 3: — Die übliche Übersetzung von strt und
durch „Femininum" und „Maskulinum" kann hier nicht gebraucht werden, weil
wir im Deutschen bei diesen Ausdrücken nur an das grammatische Geschlecht
denken, also der auf die Verwechslung von grammatischem und natürlichem Ge-
schlecht aufgebauten Diskussion unserer Stelle den Boden entziehen würden. In-
dem wir „weiblich" und „männlich" übersetzen, versuchen wir die Situation auch
für das deutsche Sprachgefühl aufrecht zu erhalten.
und seine Bedeutung für die Geschichte der indischen Logik
Von
Otto Strau(V (Kiel)
Die Stelle des Mahäbhäsya, die hier behandelt werden soll,
bietet ein doppeltes Interesse: einmal an sich durch die sprach-
philosophische Diskussion über das Verhältnis des grammatischen
und natürlichen Geschlechts, dann aber auch durch ihre Methode
und speziell durch eine philosophiegeschichtlich wichtige Formel.
Ich gebe zunächst eine Übersetzung der Mahäbhäsyastelle *) mit
Kaiyatas Erläuterungen in den Anmerkungen, dann zeige ich das
Verhältnis der von Patanjali gebrauchten Formel zu zwei späteren
Parallelen, um endlich ihre Bedeutung für die Geschichte der
indischen Schlußlehre zu untersuchen.
I.
(Die folgenden Suffixe stehen) im Sinne des Weiblichen -)
(Im Sütra) wird gesagt: „Im Sinne des Weiblichen." Was
ist denn „weiblich"? Im praktischen Leben sind die Wörter
weiblich, männlich, sächlich (ihrem Inhalt nach) bekannt. Wenn
man durch Beobachtung im täglichen Leben zu der Feststellung
kommt, daß dies weiblich, jenes männlich, jenes sächlich ist, so
weiß man: dies ist ein weibliches Wesen, jenes ein männliches
Wesen und dies ist eine Sache.
1) ed. Kielhorn s II, 195, 25—198, 19.
2) P. 4, 1, 3: — Die übliche Übersetzung von strt und
durch „Femininum" und „Maskulinum" kann hier nicht gebraucht werden, weil
wir im Deutschen bei diesen Ausdrücken nur an das grammatische Geschlecht
denken, also der auf die Verwechslung von grammatischem und natürlichem Ge-
schlecht aufgebauten Diskussion unserer Stelle den Boden entziehen würden. In-
dem wir „weiblich" und „männlich" übersetzen, versuchen wir die Situation auch
für das deutsche Sprachgefühl aufrecht zu erhalten.