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Die Gartenkunst — 5.1903

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Sprenger, C.: Der botanische Garten von Valencia
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Meyer, Friedrich Wilhelm: Ein Felsengarten auf der Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0135
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112

DIE GARTENKUNST

V, 7

Diese Schoten enthalten süfsen Saft; Acacia strombolifera,
Madura aurantiaca, Riesenbäume von Celtis australis, die
sehr seltene Robinia Galliniana, Platanus cuneata, unge-
heuer entwickelte Gymnocladus canadensis und Ailantus
glandulosa, Fraxinus Ornus, Fr. taurica und Fr. pallida,
die selten ist; Aesculus discolor, riesige Populus angulata,
Ulmus americana, Pawlownia imperialis und Prachtsäulen
der Zelkowa crenata, Acer Negundo und Sophora japonica,
mächtig entwickelte, selten echt anzutreffende Garya olivi-
formis.
Das für das hiesige Klima auffallendste aber ist die
unvergleichlich schöne Entwickelung der Fagus silvatica,
Quercus pedunculata, Tilia euchlora, Tilia europaea, klein
und grofslaubigen Tilia tomentosa, Tilia gigantea oder pubes-
cens, Tilia intermedia und des schönen Crataegus corym-
bosa. Betula alba dagegen, die nicht fehlt, bleibt in Va-
lencia schwächlich. Alle anderen hochnordischen Bäume
entwickeln sich hier zu voller Pracht und Schönheit neben
den Waldbäumen tropischer Zonen. Das ist in Neapel
nicht der Fall und noch weniger in Siciiren, und-gibt mir
viel zu denken. Der rätselhafte Garten hat sogar eine so
schöne riesige Trauerbuche, wie ich keine bisher sah. Die
schlanken Zweige wallen ca. 10 m am etwas schief auf-
gewachsenen Stamme herab.
Leider fehlt in den botanischen Gärten Spaniens das
interessanteste, nämlich die Flora des eigenen schönen
Landes. Hier finde ich nur 3 Vertreter desselben: Abies
Pinsapo, Quercus Ballota, von der ich in Castilien grofse
Wälder sah. und den „Sanzgatillo“, Vitex Agnus castus.
Wunderbar sind auch hier die Musaceen, Musa, He-
dychium. Alpinia etc. entwickelt, besonders Musa para-
disiaca ragt malerisch überall empor. Melocactus com-
munis und viele kletternde Cereus an den Wänden, viele
Agaven und andere Succulenten zerstreut, aber nicht immer
richtig benannt. Zu hoher Entwickelung gelangen auch
Bambusa und Arundinaria. Im Wäldchen standen zu
Weihnachten Arundinaria japonica in voller Blüte, das
erstemal, wo ich dies sah. Ja, das Wäldchen! Ich möchte
den Mann kennen, der das Leben dort erdacht und ge-
schaffen hat. Er hatte die Natur gründlich belauscht und
es verstanden, ihr nachzutun. Waldriesen aller Zonen,
Sträucher, Bäume, Kräuter und Lianen, alles im Kampfe
ums Dasein, darunter schmaler Raum für Pfade und Ruhe-
plätze. In den Kronen Vogelsang nun auch mitten im
Winter.
So bleibt mir dieser schöne, rätselhafte Garten, für den
ich fürchte, dafs er verschwinden wird — denn es dampft
bereits mehr als ein Fabrikschornstein in seiner Nähe —
so lange ich leben werde, im Gedächtnis haften, es ist
eben unmöglich, denselben zu vergessen und seine Bäume
aus der Erinnerung zu verlieren.

Ein Felsengarten auf der Ausstellung.
Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exeter (England).
(Hierzu 4 Abbildungen.)
Für Ausstellungen, welche nur wenige Tage dauern
und in Zelten abgehalten werden, ist gewöhnlich der den

Ausstellern zur Verfügung stehende Raum ein so geringer
und meistens auch so schmal, dafs es sehr schwer oder
auch ganz unmöglich ist, die Pflanzen in natürlicher Grup-
pierung aufzustellen. In einem engen Zelte, das mit Lein-
wand bedeckt ist und wo auch die Enden und Seiten aus
demselben Material bestehen, ist es nur selten möglich,
einen mehr als 1 bis 2 m breiten Raum zu erhalten; aufser-
dem ist in der Regel das Dach zu niedrig, um den Aufbau
eines wirkungsvollen Hintergrundes zuzulassen. Eine lobens-
werte Ausnahme ist das Riesenzelt der „Bath and Western
counties agricultural association“. Diese Gesellschaft,
welche ihren Ausstellungsort alljährlich wechselt und welche,
wie schon der Name andeutet, vorwiegend mit Landwirt-
schaft sich befafst, besitzt ein aufserordentlich stark ge-
bautes, sehr grofses Zelt, welches ausschliefslich für Garten-
bau bestimmt ist und jährlich den Glanzpunkt der ganzen
Ausstellung bildet. Die Giebelenden — so zu sagen —
bestehen nicht aus Leinwand, sondern aus einer starken
Bretterwand in der Form eines Dreiecks, dessen Grund-
linie 20 m und dessen Höhe 10 m beträgt. An dem einen
Ende dieses Zeltes befinden sich links der Eingang und
rechts der Ausgang, so dafs das dem Eingang gegenüber-
liegende Ende des Zeltes ununterbrochen bleibt und das-
selbe für die ausstellenden Handelsgärtner einen sehr ge-
suchten Ehrenplatz bildet.
Bei der vorjährigen in Plymouth abgehaltenen Aus-
stellung wurde dieser Platz der Firma Robert Veitch &
Son, Exeter, zugesprochen und da ich selbst sowohl den
Aufbau der „Felsen“ als das Arrangieren der Pflanzen zu
leiten hatte, so dürften einige Angaben hierüber vielleicht
anderen sich nützlich erweisen.
Der für die geplante Felsengruppe verfügbare Raum
neben der Bretterwand war 17 m lang. 7 m tief und in
der Mitte 8 bis 9 % m hoch. Abbildung 1 zeigt etwas
weniger als die Hälfte dieses Raumes und gibt eine Idee
von dem zuerst aufgeführten Unterbau. Bild 2 zeigt (so-
weit dies möglich war) die Gesamtansicht. Für die dritte
Abbildung wurde eine Photographie von fast demselben
Standpunkte aufgenommen, wie für die erste Abbildung,
aber nach Bekleidung des aus Kisten. Brettern etc. be-
stehenden Unterbaues durch Korkholz und Pflanzen. Die
Dekoration geschah fast ausschliefslich mit Pflanzen, welche
(wenigstens in geschützten Lagen) im südwestlichen Eng-
land sich als winterhart erwiesen haben. Die nach meinen
Photographien gefertigten Bilder können leider nur ein
sehr unvollkommenes Bild geben, doch mögen dieselben
wohl dazu dienen, wenigstens die allgemeine Anordnung
zu erläutern.
Zunächst galt es, die Bretterwand gänzlich zu ver-
decken und gleichzeitig einen dunklen Hintergrund zu ge-
winnen, der die leuchtenden Blumen und Blütensträucher
hervorheben sollte. Es wurde dies durch Koniferen be-
wirkt und zwar meistens Cupressus macrocarpa, Taxus
adpressa, Juniperus Sabina, Cryptomeria elegans etc. Da-
mit auch die „Felsen“ des Hintergrundes nicht kahl bleiben
sollten, wurden dieselben mit blühenden grofsen Rhodo-
dendron, Azaleen, Acer polymorphum in vielen Arten und
anderen passenden Pflanzen geschmückt. Von Überhängen-
 
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