Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 5.1903

DOI Heft:
Ausstellungsberichte
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0159
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
136

DIE GARTENKUNST

V, 8

etwas zu grofsspürig gegliedert. Das Gelände ist durch
eine lange Wandelhalle in zwei Teile gegliedert, wovon
entschieden nur der vordere beachtenswert ist. Der Plan
ist in Federzeichnung mit Farben geschmackvoll ausgeführt.
Auch die hierzu gelieferten Skizzen in Federzeichnung
fanden Beifall.
Im Entwurf brachten noch „Vivat Düsseldorf“ und
„Flur und Hain“ Bemerkenswertes. Ersterer, in vorzüg-
lichen Farben gehalten, zeigte eine sehr gute Betonung
der Hauptachse; die unregelmässigen Anlagen waren aller-
dings in Bezug auf Wegeführung wenig hervorragend.
In „Flur und Hain“ war der Übergang von regel-
mässigen in unregelmässige Partien recht geschickt gelöst.
Bei „Ohne Fleifs kein Preis“ waren höchstens die
Perspektiven des Alpengartons zu gebrauchen.
„Stamoen“ bringt einen Staudengarten in Form eines
Irrgartens (!) und Teppichbeete, die beweisen, dafs der Ver-
fasser noch nie solche ausgeführt hat. Der Plan ist ent-
schieden unbrauchbar und zeigt auf den ersten Blick, dafs
hier kein Fachmann gearbeitet hat.
Auch der Entwurf „Tue, was du mufst“, ist unbrauch-
bar. Das Motto irrt sich in der Annahme, dafs der Ver-
fasser nötig hatte, sich an der Konkurrenz zu beteiligen.
Dasselbe gilt von „Schweres üben“, das sich in modernen,
jedoch unbrauchbaren Parterres gefällt.
„Mensch ärgere dich nicht“ versucht ebenso wie
„Übersicht“ in der Gesamtanlage landschaftlich zu wirken.
Letzteres brachte sogar als perspektivische (!) Ansichten
Bildchen aus Koopers Lederstrumpferzählung. Entschieden
eine Kühnheit!
Unter den übrigen Plänen, die meist allo das Ausstol-
lungsgelände in zwei Abteilungen trennen, ragte höchstens
noch „Vater Rhein“ hervor, der sehr flott und gut ge-
zeichnet war.
Zum Schliffs sei noch der Arbeit „Tünnes“ gedacht,
die in ihrem eigenartigen Aufbau Motive aus dem alten
Rom zu verwerten sucht. Der Aufschlufs vor dem Kunst-
palast nach Kassierung der Hauptallee ist einfach pompös,
aus diesem Grunde aber wohl auch zu teuer. Zwei grofse
Perspektiven in Gemäldeform bildeten die Hauptattraktion
des Entwurfes. Der Verfasser soll ein Düsseldorfer Maler
sein und es wäre nur zu wünschen, dafs man solche be-
gabten Künstler immer mehr für unsere schöne Sache zu
gewinnen sucht. C. R.-Köln.


Ausstellungsberichte.

Die deutsche Städteausstellung zu Dresden.
Der deutschen Städte- und Industrie-Ausstellung einen
Besuch abzustatten, war fürSonntag, den 5. Juli, das Losungs-
wort der Berliner Gruppe. Der Vorstand rief, aber nur
wenige kamen. Diejenigen aber, welche dem Rufe Folge
geleistet hatten, waren nach der Besichtigung einmütig von
dem Gefühl der Befriedigung und zwar voll und ganz be-
seelt. Und wahrlich, ist es doch nicht zum mindesten

die Gartenkunst, welche in einem jeden städtischen Ge-
meinwesen eine gewichtige Rolle spielt; es war daher
der Gedanke nur folgerichtig, dafs auf einer Ausstellung,
die wohl an 130 deutsche Städte ins Leben gerufen haben,
auch die Gartenkunst gebührend vertreten sein würde.
Hat doch die deutsche Gartenkunst gerade vielen unserer
Städte in den letzten Jahrzehnten ein bestimmtes Gepräge
verliehen und nicht wenige Gemeinden, die Mutter
Natur besonders gnädig bedacht hatte, sind von den Städten,
die keine Opfer und Mittel scheuten und mit weitsichtigem
Blick Parks und Schmuckplätze nach gartenkünstlerischen
Grundsätzen schufen, in dem Begriff als Gartenstadt weit
überholt worden. Zum grofsen Leidwesen wird bei Auf-
stellung der Stadterweiterungspläne nicht immer den
Gartenanlagen gebührend Rechnung getragen und erst wenn
die spätere Zeit es gebieterisch verlangt, wird der Fehler
eingesehen, und für den Ankauf der Ländereien, der vor
Jahren für ein Spottgeld sich hätte erledigen lassen, mufs
jetzt tief in den Stadtsäckel gegriffen werden. Die Haupt-
schuld hieran trägt freilich die Verkennung der Gartenkunst,
insofern als man sich der Ansicht verschliefst, dafs auch
der Gartenkünstler berufen ist, bei der Aufstellung der
Stadtpläne ein Wort mitzureden. Glücklicherweise mehren
sich jedoch die Fälle, wo man von dieser Einseitigkeit
Abstand nimmt und der Schaffung von Erholungsstätten
für alt und jung den richtigen Wert beimifst.
Man war daher gespannt, was die Ausstellung in Dresden
bieten würde. Die Entwickelung unserer Städte in den
letzten Jahrzehnten, die Fortschritte auf den verschiedensten
Gebieten der Gemeinden und einen anschaulichen Überblick
über den Stand des deutschen Städtewesens in Wort und
Bild dem Laien wie dem Fachmann vor Augen zu führen,
war die Aufgabe gewesen, welche sich die Ausstellungs-
leitung unter dem Vorsitze des Oberbürgermeisters von
Dresden, Geh. Finanzrates a. D. Beutler gestellt hatte.
Dafs es derselben gelungen ist, dieses Ziel zu erreichen,
erwähne ich als selbstverständlich nebenbei.
Der Gesamteindruck der Ausstellung ist ein grofs-
artiger. Der alte und stattliche Baumbestand des Grofsen
Gartens gibt dem Gelände einen prächtigen Rahmen und
wirkt wohltuend und anheimelnd; wird doch oft das Auge
dadurch von den nicht immer besonders schönen Formen
der Architektur der Nebengebäude abgelenkt. Der grofse
Ausstellungspalast mit seinen beiden Seitenflügeln, den zu
besitzen, die Dresdener sich glücklich schätzen können,
ist wirkungsvoll durch Einbauten umgestaltet worden, be-
sonders hat es der Künstler verstanden, der Haupthalle
eine eigenartige, das menschliche Gemüt fesselnde Stimmung
zu geben, die sich jedoch beim Betrachten der die
Zwischenwände krönenden, stilisierte Lorbeerbäume dar-
stellenden Korbgeflechte nur zu leicht in arge Mifs-
stimmung umwandelt. In diesem Hauptausstellungsgebäude
sind die Vorführungen der Stadtgemeinden aufgestellt,
während die Industrie in einzelnen, grofsen und kleinen
Pavillons, die zur Seite des Ausstellungspalastes im Parke
angeordnet sind, untergebracht ist.
Die Ausstellung zerfällt in acht Abteilungen:
1. Fürsorge der Gemeinden für die Verkehrsverhältnisse,
 
Annotationen