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Die Gartenkunst — 5.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0158

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V, 8

DIE GARTENKUNST

185

Kunstpalast liegenden Blumenbeete. Im allgemeinen aber
ist er der brauchbarste von allen Entwürfen. Der Plan ist
eine auf weifsem Karton aufgezogene Pause, die in sauberer
Federzeichnung ausgeführt ist.
Der 2. Preis fiel der mit dem Kennwort: „Römischer
Garten“ versehenen Arbeit des Gartenarchitekt Hoemann
in Düsseldorf zu. Wie schon das Motto besagt, vertrat
hier der Verfasser die Ansicht, dem Gelände den Charakter
des römischen Gartens zu verleihen. Diese Idee ist meister-
haft durchgeführt und verdiente entschieden als beste von
sämtlichen Arbeiten bezeichnet zu werden. Nur dem Um-
stande, dafs er sämtliche im Preisausschreiben gehegten
Wünsche unberücksichtigt liefs, hat es der Künstler zuzu-
schreiben, dafs ihm nicht der 1. Preis zuerkannt wurde.
Ein näheres Eingehen auf den Entwurf hätte an dieser
Stelle wenig Zweck, da bereits anderenorts die ausführliche
Erläuterung beigegeben ist. Nur eins soll hier noch be-
tont und hervorgehoben werden: das bei keinem anderen
Entwurf zu findende geschickte Ineinandergreifen von
Kunstausstellung und Gartenbauausstellung. Zwei gute
Perspektiven sind dem in düsteren, aber recht ansprechenden
Tönen gehaltenen Plane beigefügt und lassen die Ideen
des Verfassers klar und übersichtlich erkennen.
Weniger ansprechend und eigentlich unerklärlich ist
die Verleihung des 3. Preises an die mit dem Motto „Am
Rhein“ versehene Arbeit des städt. Gartentechnikers
Schmitz-Düsseldorf, da dieses Projekt entschieden von
einigen nur mit dem Prädikat „lobende Erwähnung“ aus-
gezeichneten Entwürfen übertrumpft wird. Eigentlich konnte
bei der Prämiierung nur die mit dem Projekt des Stadt-
obergärtners Jung bestehende Ähnlichkeit in der Anlage
des Hauptweges mafsgebend gewesen sein, denn die sonstige
Aufschliefsung des Geländes läfst viel zu wünschen übrig.
Speziell ist die Aufstellung des Musikpavillons in der
Hauptallee zu verwerfen, da hierdurch die Achse frühzeitig
unterbrochen wird. Auch die Anlagen vor dem Kunstpalast
sind viel zu kleinlich, die Zugangswege nach demselben
unzweckmäfsig, mangelhaft und unschön. Was der Ver-
fasser mit dem Laubengang mitten in der landschaftlichen
Anlage längs des Friedhofes will, ist mir unklar geblieben.
Eine weitaus geschicktere Lösung brachte der mit dem
4. Preise gekrönte Entwurf „Rheinperle“, Verfasser Victor
Göbel-Wien. Wenn man auch bei diesem Projekt den
alles umfassenden Umgangsweg vermifst, — das Gelände
zerfallt in zwei kaum zusammengehörige Teile — so ent-
schädigen voll und ganz die hier geradezu hervorragenden
Geschmack verratenden Parterreanlagen. Der Plan ist in
einzelnen Bildern entschieden einer der besten. Die Zeich-
nung ist flott ausgeführt, die Farbenzusammenstellung be-
sticht. Zur Zeit der Niederschrift dieser Zeilen schwebt
noch die Frage, ob man berechtigt war, den Entwurf
„Rheinperle“ preiszukrönen, da der Verfasser in Wien, also
in Österreich ansässig ist, während das Preisausschreiben
nur auf Deutschland beschränkt war. Es wird allerdings
dazu betont, dafs die Arbeit nicht in Wien, sondern in
Münsterberg in Schlesien zur Post gegeben wurde. Für
den Fall, dafs diese Frage zu ungunsten Göbels ausfällt,
käme für den 4. Preis noch die mit dem recht bezeich-

nenden Motto „Triumph“ versehene Arbeit des Stadtober-
gärtners G. Günther-Köln in Betracht.*)
Das vorliegende Werk zeigt sofort die Hand des ge-
schulten Künstlers und kann getrost zu einer der brauch-
barsten Arbeiten gerechnet werden. Der Aufschlufs vor
dem Kunstpalast ist recht geschickt gelöst und in der
Gesamtdisposition finden sich viele kleine und gute Bilder.
Anscheinend hielt es der Verfasser für unausführbar, mit
Ausstellungsmaterial Grofges und Schönes zu bilden. Die
Teichanlage hätte allerdings halb so grofs sein können.
Unter den mit „lobender Erwähnung“ ausgezeichneten
Entwürfen gefällt am besten „Gartenkunst“, Verfasser
Möhl & Schnizlein-München. Die Anlagen vor dem
Kunstpalast sind vorzüglich und auch die übrige Gliederung
verrät, dafs man hier mit Geschmack und gutem Verständ-
nis gearbeitet hat. Der Plan fällt auf wegen seiner flotten
Zeichnung, der Rasen wurde gelb und die Gruppen mit
einem Kompositum von Gelb und Neutraltinte angelegt.
Aus den perspektivischen Ansichten war leider wenig er-
sichtlich, man hätte lieber weniger modern, als geschmack-
voll zeichnen sollen.
Ebenso apart wie letzterer war der mit „Heureka“
bezeichnete Entwurf des Gartenarchitekten Reinhard-
Düsseldorf (lobende Erwähnung). Hier ist vor allem das
Rosarium erwähnenswert, desgl. ein Mustergarten für
Kollektivausstellungen. Weniger gut gelöst ist die Anlage
vor dem hintersten Ausstellungsgebäude; die für Baum-
schulartikel, Stauden etc. bestimmte Fläche erscheint im
Verhältnis zu den übrigen Anlagen zu massig. Auch die
Gliederung am Betonwerk ist mangelhaft, die Bäume vor
dem Kunstpalast hätten getrost entfernt werden können,
um den Blick auf die Viktorien zu öffnen.
Bei der mit „lobender Erwähnung“ ausgezeichneten
Arbeit „Pax“, Verfasser F. Hartrath-M.-Gladbach, endigt
die Hauptallee in einer Balustradenbrüstung, die einen
Teich begrenzt. Für einen Ausstellungspa.rk so nahe am
Rhein ist die Wasserfläche entschieden zu ausgedehnt.
Die sonstige Gliederung ist teilweise recht gut.
Eine fesche Arbeit brachte die Firma Gl um & Hoeltz-
Berlin, Motto „Wie wärs“, ebenfalls mit lobender Erwähnung
ausgezeichnet. Die Zeichentechnik ist entschieden lobens-
wert. Der Entwurf selber zeigt Fehler, die auf Unkenntnis
des Terrains, wie auf schlechtes Studium der Unterlagen
hinweisen. Die Anlagen sind zu weit auf das Überschwem-
mungsgebiet des Rheins ausgedehnt, auch der Restaurations-
garten ist zu grols. Die Betonwerk-Kaskaden wollen die
Verfasser besser als natürlichen Wasserfall ausgestaltet
wissen, desgl. das vorgelagerte Bassin als Weiher; beides
unerklärliche Mifsgriffe, da die ganze Anlage mitten in
Architektur liegt.
Des weiteren erhielt eine „lobende Erwähnung“ das
mit dem Motto: „Strolch“ versehene Projekt von Friedrich
Pätz-Düsseldorf, das einen recht guten Aufschlufs der
Partien vor dem Kunstpalast brachte. Auch die Anlagen
um das Diorama sind geschickt, wenn auch vielleicht

*) Die Frage ist bereits zu gunsten des Herrn Günther
entschieden worden. D. Red,
 
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