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Die Gartenkunst — 5.1903

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v, 8

DIE GARTENKUNST

137

für Beleuchtung, Strafsenbau, Entwässerung, Brücken
und Häfen, einschliefslich des Tiefbau- und Vermessungs-
wesens.
2. Stadterweiterungen. Baupolizei und Wohnungswesen.
3. Fürsorge der Gemeinden für öffentliche Kunst, Archi-
tektur, Malerei, Bildnerei u. s. w.
4. Fürsorge der Gemeinden für die Gesundheit und allge-
meine Wohlfahrt, Polizeiwesen.
5. Schulwesen, Volksbildung.
6. Armenwesen, Krankenpflege, Wohltätigkeitsanstalten,
7. Kassen und Finanzverwaltung.
8. Registratur und Bureau-Einrichtung. Statistik und Lite-
ratur.
Wir sehen ein umfangreiches Bild, das bis auf die
Abteilungen 2, 3 und 4 aufserhalb unseres Gebietes liegt.
Aber unsere Zeit ist zu beschränkt, so dafs wir uns leider
nur mit der vierten Abteilung beschäftigen können, die in
der Gruppe A die Einrichtungen zur Erhaltung und Förde-
rung der öffentlichen Gesundheit umfafst und als solche
die Schöpfungen der schönen Gartenkunst mit einschliefst.
Das Modell nimmt hier einen breiten Raum ein. freilich
nicht immer zum Vorteil der darzustellenden Anlage, so
z. B. dasjenige des Viktoriaparkes zu Berlin. Selbst bei Laien
erregt das Unzutreffende der Wiedergabe des durch seine
Höhengestaltung sich auszeichnenden Berggeländes fort-
während Staunen. Auch bei vielen anderen Modellen ist
man enttäuscht und will es scheinen, als ob das Modell
für die Veranschaulichung von Gartenanlagen nicht recht
geeignet erscheint, am unzutreffendsten ist jedenfalls die
bildnerische Darstellung der Anpflanzungen, die ebenfalls
anzuschauen war und infolge der Unnatürlichkeit teilweise
an Spielerei erinnerte. Da die Wiedergabe des Gruppen-
aufbaues als nicht gelöst zu betrachten ist, so sollte man
sich meines Erachtens bei Ausstellungsgegenständen auch
nur auf die Veranschaulichung des Geländes beschränken,
hierbei aber vorher auf die Feststellung eines geschickten
und anschaulichen Verhältnisses zwischen Höhe und Lage
den gröfsten Wert legen. Als ein Übelstand mufs ferner
empfunden werden, dafs — ich glaube nur bei einer Stadt —
die Aufschrift „Städtische Gartenverwaltung“ zu lesen war.
Bei den anderen Ausstellern prangte nur der Name der
betreffenden Stadt und auch der Katalog gibt keine nähere
Auskunft und auch keine Nachweisung, wer der Schöpfer
der einzelnen Anlagen ist, während man bei den baukünst-
lerischen Werken überall den Autor angeführt findet..
Beim Eintritt in diese Abteilung begegnet uns zuerst
Leipzig mit farbentechnisch vollendeten Plänen des Albert-
und Johannaparkes und vielen öffentlichen Plätzen, auch
die Schrebergärten werden im Modell vorgeführt. Hannover
zeigt den Grundplan des Marschparkes und in vier grofsen
Rahmen vereinigt viele Ansichten, unter denen diejenigen,
welche die Entstehung und die damit verbundenen grofsen
Erdarbeiten bei der Herstellung des Friedhofes zu Stöcken
eingehend schildern, besonders auffallen. Die Behörden
von Chemnitz geben ihre Auffassung über den Zweck
der Gartenanlagen durch Ausstellung des Lagenplanes vom
Küchwaldpark, vom Stadtpark und von der Stadtparkerweite-
rung kund. In anschaulicher Weise ist durch Photogra-

phien die romantische Lage des Schlosses dargestellt, das
den Schwerpunkt der inmitten der Stadt gelegenen Schlofs-
teichanlagen bildet. Die von Berlin ausgestellten Zeich-
nungen öffentlicher Park- und Schmuckanlagen, welche im
Verhältnis zu ihrer bedeutsamen und hervorragenden Wirk-
lichkeit nüchtern wirken, bieten nichts Neues, während
Magdeburg in der Vorführung seiner Herrenkruganlage
eine hohe künstlerische Leistung darbietet. Hier fällt auch
noch die aus der Vogelperspektive wiedergegebene Dar-
stellung des Königin-Luise-Gartens besonders auf. In einem
grofsen Modell zeigt Würzburg dem Beschauer seine auf
dem ehemaligen Festungsglacis entstandenen und teil-
weise noch im Entstehen begriffenen Ringparkanlagen vor,
die gleichzeitig durch viele Bilder eine eingehende Er-
läuterung finden. In dem nächsten Abteil begrüfsen wir
die umfangreichen Anlagen von Elberfeld, welchen sich
die Neuschöpfungen von Köln anschliefsen. Die freie
Hansestadt Hamburg verdient wieder mit der unver-
gleichlich schönen Darstellung seines Ohlsdorfer Friedhofes
hervorgehoben zu werden, dagegen ist von den Stadt-
anlagen, die durch einige Photographien ihr Dasein be-
weisen, nichts Erfreuliches zu melden. Wie kann dieses
auch an einer Stätte, wo man des Gartenkünstlers freies
Schalten nach jeder Richtung hin einengt, anders sein;
die Baubehörde ist hier die allein seligmachende und ver-
rät ihren vorweltlichen Standpunkt, indem sie selbst auf
den Ausstellungsgegenständen ihre Schmuckanlagen mit
den an die saftigen Wiesen der Holsteinischen Schweiz
erinnernden Namen „Grünanlagen“ bezeichnet. Darm-
stadts Ruhm als Gartenstadt verkünden nur einige An-
sichten, ebenso ist Liegnitz verhältnismäfsig schwach
vertreten, dagegen tritt die Entwickelung der Garten-
verwaltung zu Münster freudig in die Augen. Über
Lübeck mit seinem Stadtpark und den Anlagen dos See-
bades Travemünde fällt unser Blick auf die rheinische
Gartenstadt Düsseldorf, welcher aufser dem Volksgarten
noch den Lagenplan des Tannenwälder Friedhofes zur An-
schauung gebracht hat. Zu einem näheren Studium dieser
Schöpfungen wird uns hoffentlich das nächste Jahr Gelegen-
heit geben. Im Weiterschreiten begrüfsen uns die Erfurter
Neuanlagen, Freiberg mit seiner Ringpromenade, Ober-
hausen mit dem Kaisergarten und Gelsenkirchen mit
seiner Stadtgartenanlage. Eine grofse Anzahl von Zeich-
nungen und Photographien führt uns Münchens Garten-
kunst vor Augen. Während Aachen in seinen ausge-
dehnten, prächtigen Anlagen eine selbständige Garten-
verwaltung verraten läfst, sehen wir daneben die ausgeführte
Anlage des Bismarckheimes zu Crimmitschau vom Stadt-
bauamt unterzeichnet. Aufser Essen, Wiesbaden, Strafs-
burg und Metz mit ihren vielseitigen und prächtigen
Anlagen sei auch Breslau nicht vergessen, das in reicher
Anzahl und sehr übersichtlicher Weise ein interessantes
Ausstellungsbild bietet. Zu erwähnen sind ferner die
öffentlichen Erholungsstätten von Augsburg; als jüngsten
preisgekrönten Streitgegenstand sieht man auch den
Hoemannschen Entwurf zu einem Stadtpark in Plauen i. V.
Eine Reihe anderer Städte sind ebenfalls noch vertreten
und soll deren Verschweigen hier nicht immer auf eine
 
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