Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 5.1903

DOI Artikel:
Wittmütz, Alfred: Neuere Naturschutzbestrebungen mit besonderer Berücksichtigung des hessischen Denkmalschutzgesetzes, [2] Schluss
DOI Artikel:
Glogau, Arthur: Peter Joseph Lenné: ein Gedenkblatt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0212
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
v, 11

DIE GARTENKUNST

191

das Naturschutzgesetz hindernd eingreifen und die Bäume
unter staatlichen Schutz stellen. Es will eben die Natur,
ihre Schönheit und Eigentümlichkeit gegen rücksichtslose
wirtschaftliche Ausbeutung schützen und damit die Natur-
schönheit allen Volksklassen näher bringen und zugänglich
machen. Diese soziale Seite des Gesetzes verdient nicht
zuletzt die höchste Beachtung und gewifs ist die Hoffnung
berechtigt, dafs auch im Volke wieder der Sinn für die
Schönheit und Erhabenheit der Natur lebendig werden
wird, wenn es sieht, dafs nicht mehr jeder Privateigen-
tümer oder jede Körperschaft nach Willkür und Laune die
Natur schänden darf, sondern dafs auch hier der Staat
ein Wort mitreden will.
Werfen wir noch kurz einen Blick in das Ausland, so
wird auch hier meist der Naturschutz noch Vereinen und
Privatleuten überlassen, wenn auch schon einzelne Staaten,
wie z. B. die Schweiz und Österreich, gesetzliche Be-
stimmungen für gewisse Fälle getroffen haben. Von den in
bezeichneter Richtung wirkenden Vereinen seien genannt der
„national trust forplaces of historic Interest or natural beauty“
in England und die französische „societe des paysages“.
So ist also Hessen bisher das einzige Land, das sich
eines wirklich zweckentsprechenden Donkmalschutzgesetzes
erfreut und dabei auch nicht den Naturschutz vergifst.
Hoffen wir, dafs recht bald die übrigen deutschen Staaten,
insbesondere Preufsen, dem gegebenen Beispiele folgen
mögen; und hoffen wir endlich, dafs die Wünsche und
Erwartungen in Erfüllung gehen mögen, die Freiherr
v. Biegeleben seinerseits auf dem Denkmalpflegetag in
Freiburg im Hinblick auf das von ihm geschaffene Gesetz
in die Worte kleidete: „Möchte Hessen durch das Gelingen
seines Werkes belohnt werden, dieses Werkes, das einem
grofsen Zwecke dient: der Hebung des Volksbe wufst-
seins, der Wiederbelebung der Liebe zum Vater-
lande und zur Heimat mittelst der Pflege der Denk-
mäler, der stummen, aber doch beredten Zeugen einer
grofsen Vergangenheit. Handelt es sich hier doch um
Ziele, zu deren Erreichung alle Edelgesinnten im Volke,
durch religiöse, politische, soziale Meinungsverschieden-
heiten ungehindert, einträchtig Zusammenwirken können
zum Wohle unseres geliebten Vaterlandes!“

Lebensbilder hervorragender Garten-
künstler.
Peter Joseph Lenne.
Ein Gedenkblatt.
Von Arthur Glogau, königlich geprüfter Obergärtner.
(Mit einer Abbildung.)*)
Motto: „Ehret Eure Meister!“
75 Jahre sind verflossen, seitdem Peter Joseph Lenne
selbständig das Direktorium über die königlichen Gärten
in und um Potsdam übernahm.
*) Die beigegebene Abbildung von Lennes Geburtshaus
ist im Format 37 X 43 bei Rumpf & Comp. in Bonn für 3 Mk.
käuflich zu beziehen.

Was Lenne geschaffen, was der Könige kunstverstän-
dige Freigebigkeit ermöglichte, es bildet heute das grofs-
artige Denkmal, welches der unsterbliche Meister sich
selbst gesetzt hat. Kein Gartenkünstler wird jene herr-
lichen Gärten durchwandeln, ohne des grofsen Mannes zu
gedenken, der alles dieses durch sein hervorragendes
Genie, begünstigt durch das Wohlwollen seiner fürstlichen
Herren schaffen durfte. Ein Mann wie Lenne wird nie
vergessen werden in der Zeiten Lauf. Sein Wirken und
seine Werke gehören der Gotteswelt, der Natur an. Sie,
die göttliche Mutter läfst den Lorbeer des Ruhmes nie
verwelken, jeder Frühling bringt mit der wärmenden Sonne
neues Leben, neue Schönheiten in die Werke des Meisters.
Peter Joseph Lenne ward geboren in einem kleinen
Anbau des Kurfürstlichen Schlosses zu Bonn am 29. Sep-
tember 1789. Seine Familie stammte aus dem Lütticher
Lande. Augustin le Nain -— so schrieb sich ursprüng-
lich die Familie — (nicht le Ney, wie Jäger sagt) kam
als Hofgärtner im Jahre 1665 nach Bonn.
Bis auf Lennes Vater verwalteten fortwährend Nach-
kommen desselben die Hofgärten zuPoppelsdorf und Bonn,auf
Augustin le Nain folgte sein Sohn Maximilian Heinrich; dessen
Sohn Kunibert war der Grofsvater Lennes, dessen Vater,
ebenfalls Peter Joseph in der Taufe genannt, den Familien-
namen in Lenne umwandelte. Dieser war ein sehr ge-
bildeter Gärtner, gab dem Sohne eine gute Erziehung und
nahm ihn nicht nur selbst in die Lehre, sondern gab ihn
auch drei Jahre seinem Onkel, dem Hofgärtner Weyhe in
Brühl, in Unterricht. Sein Streben nach weiterer Aus-
bildung führte ihn bereits 1811 nach Paris, wo er unter
Desfontaines als Gehülfe im botanischen Garten eintrat.
Er besuchte fleifsig die botanischen Vorlesungen und
machte die Bekanntschaft der damals in Paris lebenden
botanisch-gärtnerischen Notabilitäten, besonders Thouins.
Versailles zog ihn ungemein an, denn hier war ja noch
der Stil des geistreichen Gartenkünstlers Lenötre in seiner
Reinheit vorhanden. Noch lieber verweilte er in dem
nahen Trianon, wo Jussieu für Maria Antoinette ein
herrliches Eden schon im natürlichen Gartenstil geschaffen
hatte.
Auch die Baukunst fesselte ihn um so mehr, als sie
damals noch die Gartenkunst in ihrem Gefolge besafs und
diese daher mehr oder minder von ihr abhängig war. Er
hatte aufserdem das Glück, mit dem berühmten Baumeister
Durand näher bekannt zu werden; eifrig befleifsigte er
sich unter ihm architektonischer Studien. Lenne kehrte
dann auf kurze Zeit nach Bonn zurück. Es trieb den
strebenden jungen Mann, der schon längst eine besondere
Vorliebe für den künstlerischen Teil der Gärtnerei an den
Tag gelegt hatte, vorwärts. Wo konnte auch sein Geist
mehr Nahrung finden, als in der Natur selbst? Er begab
sich zuerst nach der Schweiz, dann nach Süddeutschland,
wo besonders in München Sckell, der mit als einer der
ersten in Deutschland dem natürlichen Gartenstil Geltung
verschafft hatte, und dessen herrliche Anlagen lange Zeit
ihn fesselten. Ging Lenne auch später seinen eigenen
Weg, so hat er doch Sckell in der Gruppierung des Ge-
hölzes als Meister vor sich gehabt; Lenne aber brachte
 
Annotationen