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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ammann, Gustav: Aus den Gärten von Versailles und Trianon, [2]: Trianon
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0138
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DIE GARTENKUNST.

XIV, 9

Abb. 3. Trianon von der 7bogigen Säulenhalle aus gesehen.

Peristyl von sechs Doppelsäulen, die nach
dem Hofe führen. Hohe Ulmen und Ka-
stanien umrahmen die Gebäudegruppe,
die sich im Kanäle wiederspiegelt und
lassen die zarten Farbentöne des dufti-
gen Marmors heraustreten aus dem
Wechsel des Grünen.

Nochmals werfen wir den Blick zu-
rück über die langgestreckteWasserfläche
mit ihrem Rahmen massiger Baumkulis-
sen (Abb. 2.), dann eilen wir die lange
Allee hinauf zwischen den Wachthäus-
chen hindurch in den quadratischen Hof.
Unter den Säulen geradeaus bleiben wir
überrascht stehen (Abb. 3). Diese Fülle
der Blumen! Das Blau und Rot, das
Gelbe hell aufleuchtend und das Weiß
vermittelnd und beruhigend. Breite Bux-
baumhecken umrahmen die wohlgeord-
neten Beete, dazwischen glänzen zwei
runde Wasserspiegel im Sonnenschein.
Der Marmor der den Garten umklam-
mernden Gebäudeflügel wiederholt die
Farbenpracht in seiner Art und breite
Massen weicher Baumkronen schließen
das Bild. Man kann sich kaum losreißen
von all der Pracht und doch zieht es
einen immer tiefer hinein in die Gärten,
da ein Brunnen, dort eine schattige Allee,
dann ein Blick in die unendliche Ferne.
Nirgends störende Grenzen, ganz süd-
ländisches Gepräge in seiner Vollkom-
menheit und Harmonie. Weit greift das
Gebäude nach allen Richtungen aus,
schöne Höfe bildend.

Einen der anmutigsten zeigt unser
Bild (Abb. 4) mit dem Muschelbrunnen.
Der Garten hinter dem rechten Flügel
vom Hofe aus wird durch diesen und
durch die heckenbewachsene Mauer be-
grenzt. Vor dem Tore liegt der Vorhof
zum Haupteingang. Die Beete zwischen
den Orangekübeln leuchten in gedämpf-
tem Purpur. Heliotrop mit kleinen pur-
purroten Begonien und Lobelien, durch-
drungen von dem feinen Geäst des silb-
rigen Leucophytum geben diesen wun-
derbaren Ton. Wie kostbare Persertep-
piche liegen sie zwischen den weißen
Kübeln. Übermütig strampelt der kleine
Mann auf dem Fische oben am Brunnen
mit den Beinen. Wie schön die untern
Becken aus dem Muscheltyp herausge-
holt sind ! Und trotzdem, ist nicht chine-
sischer Einfluß zu verspüren? Langsam
drängt er sich hier schon ein, auch bei den
Figuren im Neptunbecken, macht sich
immer breiter in späteren Zeiten und wir
 
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