Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI Artikel:
Ammann, Gustav: Aus den Gärten von Versailles und Trianon, [2]: Trianon
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIV, 9

DIE GARTENKUNST.

131

haben heute noch zu kämpfen gegen
den geschlängelten Drachen, der sich in
verkappter Form in unseren Landschafts-
garten, den sog. englischen Garten ein-
zunisten wußte.

Noch ein edler Sproß ist dem Reis
von Versailles entsprungen. Klein-Tri-
anon, bald ein Jahrhundert später ent-
standen , treibt nochmals eine schöne
Blüte, so rein, so abgeklärt, daß wir es
als das Reifste wohl ansprechen dürfen
aus der ganzen Entwickelung.

1762—64 wurde das kleine Schloß
nach den Plänen von Gabriel erbaut,
nachdem Mme. de Pompadour sie ge-
nehmigt hatte. Sein Garten verbindet es
mit Groß-Trianon. Nochmals klassische
Durchbildung der Teile des Hauses, ro-
manische Renaissance, gerade aber durch
seine Einfachheit so schön. Seine Ver-
bindung nach dem französischen Garten
durch Treppen und Terrassen zeigen die
verschiedenen Bilder (Abb. 5, 6 und 7).
Durch sie ist das Haus verankert mit dem
grünen Saale der Natur. Jeder Winkel der
Terrasse ist ein Meisterstück und die
Natur hat durch einige ihrer schönsten
Bäume einen unvergleichlichen Rahmen
geschaffen. Im tiefer liegenden Teile ist
die raumbildende Wirkung der geschnit-
tenen Bäume besonders markant (Abb. 8).

Bild 9 zeigt die interessanten Über-
schneidungen der Bäume im französi-
schen Garten in der Querachse.

Und kommt man aus diesem ins
Grüne gebetteten Juwel hinaus, dann
treten die letzten Taten aus den Zeiten
des Niederganges vor unsere Augen.
Wir kennen Sie. Schäferspiele, Roman-
tik, Sehnsucht nach der Natur sind ihre
Freude und Wünsche gewesen, gewun-
dene Bächlein, anmutige Szenerien mit
geschlängelten Wegen ihr Ausdruck. Hie
und da nochmals ein Versuch, klassische
Bauten mit theatralischen Gartenbildern
zu vereinigen (Abb. 10). Mique baute
1781 den Belvedere auf einem Hügel-
chen, der sich in der Nähe der Schäfer-
hütten in den Teich hineinschiebt. Acht
Sphinxen bewachen die Stufen des Gar-
tenhauses. Ein Bächlein quillt aus dem
Felsen. In den Gärten von Versailles ist
zum Glück nur die Partie des Apollo-
bades in einen englischen Garten mit
Grotten, Wasserfällen und Bosketts ver-
wandelt worden. Sonst wäre ihm viel-
leicht das Schicksal von Sanssouci be-
schieden gewesen!

Abb. 7. Klein-Trianon: Terrasse.

Abb. 9. Klein-Trianon: Französischer Garten.

Abb. 10. Klein-Trianon: Belvedere.
 
Annotationen