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Die Gartenkunst — 14.1912

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Creutz, Max: Ein moderner Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0057

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XIV, 4

DIE GARTENKUNST.

49

Ein moderner Garten.

Von Dr. M. Creutz, Cöln a. Rh.

Aüs kleinen Bauerngärten mit beschnittenem Buchs,
aus alten ungepflegten Parks leuchtet ein verblichener
Glanz von alter Herrlichkeit. Dort schlummert die
Schönheit, um zu neuem Leben erweckt zu werden.
Für das moderne Auge ist diese alte Schönheit wie
eine fremde Welt, die längst verschollen, wie die Men-
schen, die sie schufen. Nur das ewige Wachstum der
Natur hat sie herübergerettet. Die Menschen selbst
haben wenig zu ihrer Erhaltung beigetragen. Sie über-
trugen Grunewaldmanieren in die feine, stille Kultur
der alten Parks und beschrieben die marmorne Schön-
heit ihrer Statuen mit gleichgültigen Namen. Nur
wenige sahen den verblichenen Glanz der alten Vor-
nehmheit. Den meisten schien die Natur auf weiten
Reisen, wo sie in üppiger Fülle, in glänzenden Aspekten
sich bot, anziehender, wie die alte Kultur eines be-
scheidenen Fleckchens auf heimatlichem Boden. Erst
die neuere Zeit, die mit der Leichtigkeit des Reisens
einen gewissen Überdruß am Fremden gezeitigt, wendet
sich wieder mit neu erwachender Liebe dem eigenen

Boden und seiner kulturellen Ausgestaltung zu. Die
moderne Kunst und ihre frische Verquickung des
Lebens mit künstlerischen Dingen hat auch den modernen
Garten wieder in ihre besondere Obhut genommen und
mit großer Begeisterung die Schönheit der alten Gärten
und Parks zu beleben gesucht.

Was die alte Gartenkunst seit dem 16. und 17. Jahr-
hundert mit der Darstellung der Erscheinungswelt
der Renaissance durch die Malerei neuentdeckte, war
die Liebe zur Wiedergabe des Lichtes, jenes kost-
baren Fluidums, das die Dinge unserer Umgebung
lebendig macht. Mit dem Schwinden des Goldgrundes
der mittelalterlichen Malerei und dem Auftauchen des
blauen Himmels wuchs die Liebe zur freien Natur
und damit auch zu den gärtnerischen Anlagen. In
Italien machte sich zuerst diese Vorliebe bemerkbar
in einer glücklichen Natur, die alle Vorbedingungen
in reicher Fülle bot. Die Barockzeit, die das Licht
ganz besonders zu lieben begann, mußte naturgemäß
durch den Himmel und die Sonne gefesselt werden.

Professor Jos. M. Olbrich und Professor M. Läuger: Haus Feinhals, Cöln-Marienburg. Eingang.
 
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