Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 33.1920

DOI Artikel:
Zahn, Fritz: Gartenkunstbetrachtungen aus Weimar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
großzügigen Form doch sicher ihre Berechtigung
habe. Es wurde zugestanden mit der Einschränkung,
daß der Schaffende selbst nur selten der vollen
Wirkung sich erfreuen könne, daß der architek-
tonische Garten uns schneller in den Vollgenuß der
Wirkung setzte und deshalb bevorzugt werde.

Dem gegenüber ist der Hinweis am Platze, daß
wir auch einer späteren Zeit gedenken sollen, zumal
wir dadurch nur Gleiches mit Gleichem vergelten,
unseren Nachkommen dasselbe geben, was unsere
Vorfahren für uns getan.

„Pflanz einen Baum, und kannst du auch nicht ahnen,
Wer einst in seinem Schatten tanzt,
Bedenk, o Mensch, es haben deine Ahnen,
Eh sie dich kannten, auch für dich gepflanzt!"
Fast alles, was Weimar an gartenkünstlerischen
Schönheitswerten bietet, entstammt der Tätigkeit
unserer Vorfahren, entstammt ihrer Gartenfreude,
ihrer verständnisvollen Liebe für Baum und Strauch.

Von den außerhalb Weimars gelegenen Anlagen
steht mit seinem Park durch die breite mächtige
Kastanienallee Belvedere in unmittelbarer Verbin-
dung. Auf ihrer höchsten Entwicklungsstufe stehen
die Bäume; fast haben sie sie bereits über-
schritten. Denkt man sich an ihre Stelle als Er-
satz jüngere Bäume, so ist das Große, Wuchtige,
Hallenartige, das ihre gewaltigen Kronen, ihre oft
zu Pfeilerbündeln ausgebildeten Stämme zeigen,
verschwunden.

Eine Allee, eine auf streng architektonische
Wirkung aufgebaute Pflanzung, läßt sich nicht all-
mählich ergänzen, wie es bei großen unregelmäßig
gestellten Baummassen möglich ist. Bei ihnen
kann ich schon zeitig den Ersatz pflanzen, so daß
er mit emporwächst und eine Lücke kaum entsteht,
Parkweg im Hang am linken Ilm-Ufer. weM dn ßaumgreis der Axt zum Opfer fallen muß.

grün, das der weiten Wiesenfläche Abschluß gibt Vielleicht gibt dieser Vergleich Veranlassung, einmal
und in Verbindung mit der straffen Linie der Bei- klar und ruhig zu erwägen, was auf lange Zukunft
vedereallee eine ganze Reihe geschlossener Räume hinaus zweckdienlicher und vorteilhafter sein kann,
zeigt, hierdurch erinnernd an ähnliche Wirkungen ohne dabei künstlerische Werte aus dem Äuge zu
im Parke zu Branitz. verlieren.

Das ließ den Gedanken wieder wach werden Diese mit Weimars Gartenkunst nur in losem

und ihm meinem Begleiter gegenüber Worte ver- Zusammenhang stehenden Abweichungen auf ein
leihen, daß die landschaftliche Gartenkunst in dieser allgemeines Gartenkunstgebiet werden, hoffe ich,

l .___ -^^^^^^^^^-m <*as Bild der Anlagen nicht

v^B-^B^' I )y€^fm^s^^^K^^^Bfm verwischen, vielmehr dazu

k-(''~fllEHt I "^^^Jf^lfl^^^^^^^Km beitragen, meine Ausfüh-

wv^KUM «"—^**«**^9*^ar^^iB&*^3^^^B ^BB/n run9en em wenig leben-

il?4*4^^HfcL i '" ~uiT*Xii......i n Jmn<*m ymKMUUhmM diger zu gestalten, als durch

^^^^^^^^«r1"''*^'' TJ?^'" —eine einfache Beschreibung

^^^^^m^^-~—Z^Cf .....jf J\ W&B/Bffi&m möglich ist.

ifiäS^^H -■' / jr \ HH"■ Der Park von Bel-

HL-^"' — --^x "' r ' vedere zeigt in seinen

Hauptzügen ein gänzlich an-
ußtj^K^^^K&i deres Bild. Seine Gebäude,
t^^HH das Schloß mit den Kavalier-
BlilBbtiKti^i Mi Däusern rechts und links,

jSShHS '' ^en an s'e sich anschließen-
1 IiMWWW ' denWirtschaftsbaulichkeiten,
iBH||HH bieten einen strengen, axi-
1 alen Aufbau. Die Achse
l findet ihre Fortsetzung über

BBBflMK Rasenfläche und hat als
HffiHH^H Abschluß die Stadt Weimar
I unten im Tal.

H auch dendrologisch interes-

I sant ist, finden wir ver-

BBH schiedene Sondergärten, den

I „Russischen Garten", der zu

Blick über die Wiesen an der Ilm. Herzogs Karl Friedrich,

Aus dem Park zu Weimar. Maria Paulowna, der Mut-

14
 
Annotationen