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Die Gartenkunst — 33.1920

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Zahn, Fritz: Gartenkunstbetrachtungen aus Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0021

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ter der ersten Deutschen Kaiserin, angelegt ist. In
seiner Nähe liegt der „Immergrüne Garten" und das
„Naturtheater", das dem in Rheinsberg in Auf-
bau und Anordnung ähnlich ist, von ihm sich nur
durch den kleinen terrassierten Zuschauerraum
unterscheidet, der in Rheinsberg durch eine ein
Wenig ansteigende Rasenfläche gebildet wird. Ein
unvergleichlich schönes Bild architektonischer Ge-
schlossenheit bietet der Orangeriehof.

Die Jüngste im Kreise der Anlagen ist Tiefurt,
das wir von Weimar aus auf angenehmen Wald-
wegen erreichen, wenn wir die Landstraße ver-
meiden wollen. Tiefurt zeigt Anklänge an Wörlitz.
Herzogin Anna Amalia hatte im Sommer 1782 Wör-
litz besucht und dort einen so tiefen Eindruck
seiner Gartenanlagen empfangen, daß sie nach
ihrer Rückkehr umfassende Änderungen in Tiefurt
begann. Sie selbst schreibt darüber an den Er-
zieher ihres Sohnes Konstantin, den Freiherrn
von Knebel, der in Tiefurt bereits im Park sich
durch Anlage von Wegen und Pflanzungen be-
tätigt hatte:

„Kaum war ich wieder zurück (von Wörlitz),
da stürmte ich mit Projekten los; mein armes Tie-
furt war ganz erstaunt über meine erhabenen Ideen.
Das Schlößchen wurde umgeschaffen und in einen
solchen Zustand gesetzt, daß Faune und Nymphen
sich nicht zu schämen brauchten, ihren Aufenthalt
darin zu haben. Ich will Ihnen einen Plan schidien,
den Goethe für die Entree im Garten hat machen
lassen, die, wie Sie wissen, etwas enge im Raum
ist, Sie kennen ja wohl das Sprichwort: „Les pe-
tites cfaoses engendrend les grandes!"

Zu den reizvollsten Partieen gehört das Schlöß-
chen, das bescheiden und verträumt zwischen den . , -T. f„,,„, D„,.,r

i i r>» <■ j t\ j • -j. n • 1.1 jj. Aus dem_iierurter Fark.

hohen Baumen liegt. Durch einen mit (jeisbiatt

und Jasmin verzierten Säulengang ist ein kleiner Leider war es nicht mehr möglich Etters-

Seitenflügel mit dem Hauptgebäude verbunden. bürg zu besuchen, um den im Bilde vorge-

Große Linden stehen an der anderen Seite, lehnen führten Pücklerschlag *) zu sehen und um ein

sich unmittelbar, nur 2—3 m vom Gebäude entfernt vollständiges Bild von Weimars Gartenkunst zu

an, es so völlig mit ihrer grünen Decke schützend haben. F. Zahn,

gegen westliche Winde. _

Seinem Äußern entspricht das Innere. Kleine -1 Vergl. das hier unten stehende Bild und Gartenkunst 1908,

niedrige Räume, im Sinne der Zeit ausgestattet, Seite 180, und 1915, Seite 64.
so recht geeignet für ein
geselliges geistiges Leben
im kleinen Kreise Gleich-
gesinnter und Gleich-
gestimmter. Es wurde
der Sammelplatz aller
großen Geister des ver-
flossenen Jahrhunderts.

Es erinnert auch in
mancherlei an Paretz in
seiner Einfachheit, mit
den gemalten Wänden,
den Guirlanden über
Tür und Fenster, auch
wieder an Charlotten-
hof. Wie dieses aus
einem Bauernhause zu
dem reizvollen Schlöß-
dien umgebaut ist, so
ist Tiefurt ein ehemali-
ges Pächterhaus, das
auch in den Grundrissen
keine Änderung erfah-
ren hat. Der unmittel-
bar anschließende Wirt-
schaftshof deutet hin
auf seine ehemalige Be-
stimmung. Der pü(HersAe sdliag z„ Schloß Ettersburg hei Weimar.

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