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Regie ganze Kolonien fertig, die
dann den Siedlern zur Verfügung
gestellt wurden. Selbst ohne ein
Entgelt oder eine Entschädigung
überließ man armen Bewerbern
Haus und Grundstück, doch sah
man ein,daß der plötzlichBesitzer
gewordene bisherige Knecht oder
Arbeiter oft nicht wirtschaften
konnte und Haus und Land ver-
kommen ließ oder gar — wie es
auch nicht selten war — mit dem
Inventar auf und davon ging, um
es zu versilbern und um sich dann
anderen Ortes wieder kostenlos
ansiedeln zu lassen. Überhaupt
war die ganze Siedelei keine un-
getrübte Freude des großen Kö-
nigs, und manchen Nackenschlag
bekam er zu spüren, zumal die
menschliche Qualität der Siedler,
n^üLllEk'- | Qie aus ganz Europa zu ihm ins
Land strömte, keineswegs eine
r^'Z'"~Z | durchweg gute war. Um so höher
^4/. HLI UM QU ist Sein Verdienst um das endliche
TE/ IN 2£nLE.N-| Vollenden.
Wie oben schon erwähnt,
hatten sich drei Hausformen ent-
wickelt. Das Vollbauernhaus war
J^F'Q[_|!S\| | das schwankendste in seiner
I Größe und Form. Es richtete sich
P & £ L ^ro. I nach der Viehzahl und dem geld-
? J liehen Vermögen des Anwärters.
jJ^A Zu einer Vollbauernstelle gehör-
RODF-WE/T ,
sei
Arbeiterdoppelhaus des alten Gutes in Zehlendorf-West b. Berlin. ten durchschnittlich 30 bis 45 Mor-
l: 250. g en eig enes Land, seltener war es
Von H. F. Wiepking, Ch.arlotienburg. jj, Erbpacht, vereinzelt auch in .
heitstüren, Einheitsfenster! Alle Gebäude wurden längerer Zeitpacht (40 Jahre). Das Vollbauern-
zwarsorgsam haushälterisch, aber durchaus solide haus unterschied sich besonders auffallend von
gebaut. Und wehe dem Kolonisten, der sein Haus den Büdner- und Weberhäusern dadurch, daß es
nicht in guten „baulichen Würden" erhielt. Der nur für eine Familie eingerichtet war, während
schlechte Hausvater mußte — im Wiederholungs- fast sämtliche Häuser bis zu einer Stellengröße
falle — ohne Gnade Haus und Hof verlassen, um von etwa 30 Morgen als Doppelhäuser gebaut
einer gesunderen, aufstrebenden Kraft Platz zu wurden. (Abbildung Seite 76 und Seite 77.) Die
machen. Die Bedingungen für den Kolonisten Skizze auf Seite 77 ist ein typisches Doppelhaus
waren je nach Provinz, Lage, Boden, Beruf und in Sumatra im Ordensteil des Warthebruches mit
der Finanzkraft des Siedlers verschieden. Recht je 10 Morgen Land, während die Bilder aus
abweichend im einzelnen. Und doch sind die Nowawes das Weber- und Spinnerhaus uns vor
großen tragenden Richtlinien unschwer zu er- Augen führen. Zu den Häusern in Nowawes ge-
kennen. Bis an die Grenze seines Vermögens hörten je 1U bis IV2 Morgen Land,
half der Staat durch Lieferung des Bauholzes Zumeist sind die friderizianischen Kolonien
aus den fiskalischen Forsten, der Arbeitspläne, alsStraßendörferangelegt.DerPlanvonBrosowo
durch Gestellung von Handwerkern und der Lei- bei Kulm zeigt uns die Form (Seite 71) in an-
tung durch die staatlichen Baubeamten, vor allem schaulichster Weise. Zu den Stellen gehörten je
aber durch die „Baufreiheitsgelder". In vielen 15 Morgen Land in einem Stück. Die Doppel-
Fällen wurden auch die sonstigen Baustoffe, wie häuser lagen auf der Grenze. In den Niederungs-
Lehm und Kies, vom Staat geliefert, sodaß dem gebieten der Warthe, Netze, Weichsel und Oder
Siedler nur die Sorge für das Dachstroh und für war das Straßendorf durchgehend zur Anwen-
den Lehmpatz verblieb. Manchen Ortes gar — wie dung gekommen, wie wir ja gleichgestaltete
im Warthebruch — stellte der Staat in eigener Dorfbilder an der Niederelbe, in Holland, in
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Regie ganze Kolonien fertig, die
dann den Siedlern zur Verfügung
gestellt wurden. Selbst ohne ein
Entgelt oder eine Entschädigung
überließ man armen Bewerbern
Haus und Grundstück, doch sah
man ein,daß der plötzlichBesitzer
gewordene bisherige Knecht oder
Arbeiter oft nicht wirtschaften
konnte und Haus und Land ver-
kommen ließ oder gar — wie es
auch nicht selten war — mit dem
Inventar auf und davon ging, um
es zu versilbern und um sich dann
anderen Ortes wieder kostenlos
ansiedeln zu lassen. Überhaupt
war die ganze Siedelei keine un-
getrübte Freude des großen Kö-
nigs, und manchen Nackenschlag
bekam er zu spüren, zumal die
menschliche Qualität der Siedler,
n^üLllEk'- | Qie aus ganz Europa zu ihm ins
Land strömte, keineswegs eine
r^'Z'"~Z | durchweg gute war. Um so höher
^4/. HLI UM QU ist Sein Verdienst um das endliche
TE/ IN 2£nLE.N-| Vollenden.
Wie oben schon erwähnt,
hatten sich drei Hausformen ent-
wickelt. Das Vollbauernhaus war
J^F'Q[_|!S\| | das schwankendste in seiner
I Größe und Form. Es richtete sich
P & £ L ^ro. I nach der Viehzahl und dem geld-
? J liehen Vermögen des Anwärters.
jJ^A Zu einer Vollbauernstelle gehör-
RODF-WE/T ,
sei
Arbeiterdoppelhaus des alten Gutes in Zehlendorf-West b. Berlin. ten durchschnittlich 30 bis 45 Mor-
l: 250. g en eig enes Land, seltener war es
Von H. F. Wiepking, Ch.arlotienburg. jj, Erbpacht, vereinzelt auch in .
heitstüren, Einheitsfenster! Alle Gebäude wurden längerer Zeitpacht (40 Jahre). Das Vollbauern-
zwarsorgsam haushälterisch, aber durchaus solide haus unterschied sich besonders auffallend von
gebaut. Und wehe dem Kolonisten, der sein Haus den Büdner- und Weberhäusern dadurch, daß es
nicht in guten „baulichen Würden" erhielt. Der nur für eine Familie eingerichtet war, während
schlechte Hausvater mußte — im Wiederholungs- fast sämtliche Häuser bis zu einer Stellengröße
falle — ohne Gnade Haus und Hof verlassen, um von etwa 30 Morgen als Doppelhäuser gebaut
einer gesunderen, aufstrebenden Kraft Platz zu wurden. (Abbildung Seite 76 und Seite 77.) Die
machen. Die Bedingungen für den Kolonisten Skizze auf Seite 77 ist ein typisches Doppelhaus
waren je nach Provinz, Lage, Boden, Beruf und in Sumatra im Ordensteil des Warthebruches mit
der Finanzkraft des Siedlers verschieden. Recht je 10 Morgen Land, während die Bilder aus
abweichend im einzelnen. Und doch sind die Nowawes das Weber- und Spinnerhaus uns vor
großen tragenden Richtlinien unschwer zu er- Augen führen. Zu den Häusern in Nowawes ge-
kennen. Bis an die Grenze seines Vermögens hörten je 1U bis IV2 Morgen Land,
half der Staat durch Lieferung des Bauholzes Zumeist sind die friderizianischen Kolonien
aus den fiskalischen Forsten, der Arbeitspläne, alsStraßendörferangelegt.DerPlanvonBrosowo
durch Gestellung von Handwerkern und der Lei- bei Kulm zeigt uns die Form (Seite 71) in an-
tung durch die staatlichen Baubeamten, vor allem schaulichster Weise. Zu den Stellen gehörten je
aber durch die „Baufreiheitsgelder". In vielen 15 Morgen Land in einem Stück. Die Doppel-
Fällen wurden auch die sonstigen Baustoffe, wie häuser lagen auf der Grenze. In den Niederungs-
Lehm und Kies, vom Staat geliefert, sodaß dem gebieten der Warthe, Netze, Weichsel und Oder
Siedler nur die Sorge für das Dachstroh und für war das Straßendorf durchgehend zur Anwen-
den Lehmpatz verblieb. Manchen Ortes gar — wie dung gekommen, wie wir ja gleichgestaltete
im Warthebruch — stellte der Staat in eigener Dorfbilder an der Niederelbe, in Holland, in
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