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Die Gartenkunst — 33.1920

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Völckers, Otto: Der breite Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0114

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der unsrigen nicht parallel
läuft. Die Nachteile des Reihen-
hauses sollen natürlich eben-
sowenig verkannt werden.viel-
mehr wollen wir gerade jetzt
einem der größten von ihnenzu
Leibe gehen, dem berüchtigten
„handtuchförmigen" Garten.

Es liegt auf der Hand, daß
das Reihenhaus dann gerade
am billigsten herzustellen ist,
wenn es mit möglichst geringer
Frontlänge angelegt wird und
dafür entsprechende Tiefe er-
hält, denn so werden Außen-
und balkentragende Mittel-
mauern so kurz wie möglich,
der Dachraum aber hoch und
tief genug, um für Wohnzwecke
mit ausgenutzt zu werden. So
ist man auf 4,70 herabgekom-
men, was meines Erachtens die
unterste, gerade noch erträg-
liche Grenze ist.

Wat den eenen sin Uhl, is
den annern sin Nachtigall: Die
Breite, bei der das Haus am
wirtschaftlichsten ist, ist für
den Garten die schlechteste.
Ganz abqesehen von dem an- , , Abb. 1. Abb. 2.

. , , .. , n Siedlungsreihenhäuser: Redits unten unzweAmaßige Gartenform, oben verbesserte Aft-

Sldl Schon ungenügenden AUS- Ordnung (1:1250). links: Grundriß zweier Häuser (1:250).

maß ergibt sich für den ganzen ArA- ott° Vöi&ers DWB, Mündien.
Garten bei nur 200 qm Fläche die gerade noch danken, je 2 Hausbreiten zu einer Gartenbreite
lächerliche Gestalt von 4,70 m auf 42,50 m, mit zusammenzulegen und zwar so, daß von je
der auch die Findigkeit des gewiegtestenGärtners zwei Häusern das eine den nun doppelt so brei-
nichtmehr viel Gescheites wird anfangen können, ten Garten vorne, das andere ihn hinten hat.
die ja immerhin irgend etwas tragen wird, die Eigentliche Vorgärten werden dabei gespart, die
aber völlig ungeeignet ist, das Behagen amGarten Ställe liegen hinter der Häuserreihe und ergeben
und die Freude des Wohnens im Garten zu för- für jedes Haus einen kleinen Hinterhof,
dern, denn niemand sitzt gern im Korridor. Nun Die Schwierigkeiten dürfen nicht verkannt
wird es aber nichts helfen, wenn der Gartenfach- werden. Das ist erstens die verwickelte Be-
mann dem Architekten eine Frontbreite von 8 Sitzabgrenzung; man betrachte daraufhin etwa
oder 10 m vorschreiben wollte, denn das gäbe die Grenze zwischen Haus 5 und 6 im Grund-
wieder unmögliche Häuser. Unsere kleinen und riß Seite 108 links oben. Sie verläuft nicht mehr
kleinsten Siedelungshäuser bedecken durch- wie bisher (in derselben Abbildung unten) ge-
schnittlich eine Fläche von 30 — 40 qm; bei radlinig, sondern macht verschiedene Winkel.
8—10 m Hausbreite kämen also die unmöglichen Ich habe aber diese Brüche stets in fest ge-
Haustiefen von 3 — 5 m heraus! Kurzum wir baute Teile verlegt, vorne in die Laube, hinten
müssen das Reihenhaus von etwa 5 m Breite in den Stall; so sind vielleicht die durch die Ver-
wegen seiner Wirtschaftlichkeit mindestens für längerung der Grenze hervorgerufenen Anlässe
die nächste Zukunft als häufigste und unumgäng- zu Reibungen wettgemacht, wenn sich auch nicht
liehe Hausform hinnehmen und erst, wenn wir verhindern läßt, daß jeder zweite Hausbesitzer
reinerdgeschossigeHäuserbauenundbeheizen drei Nachbarn hat, z. B. No. 6, vorne die No. 5
können, dürfen wir Anordnungen treffen, wie sie u. 7, hinten aber außer diesen beiden noch No. 3.
K. Heicke im Juliheft 1918 dieser Zeitschrift unter (Derselbe Fall ist übrigens bei jedem Vierfami-
Ci und C» vorgeschlagen hat. lienhaus gegeben).

Die Abbildungen Seite 97, 107 und 108 zeigen Die zweite Hauptschwierigkeit ist die, daß

nun, wie man auch dem schmälsten Haus eine die Gärten 1, 4, 5, 8, 9 usw. von ihren Höfen und

einigermaßen erträgliche Gartenbreite verschaf- Ställen durch die Häuser getrennt sind; es ist

fen könnte. Mein Vorschlag beruht auf dem Ge- daher notwendig, für diese Häuser einen Grund-

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