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Die Gartenkunst — 33.1920

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Maurer, Erich: Die Gärten von Sanssouci in Gefahr
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Heicke, C.: XXXIII. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0122

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wundern gab, erneut begeistert und belehrt
zu sein.

Potsdam war die Ergänzung Dahlems und
der Praxis, es war das reine Ideal für alle die,
die im Faust'sdien Sinne ehrlich und strebend
bemüht waren.

Potsdam war die vornehmste Lehrstätte, die
es für einen deutschen Gärtner gab, und auch
französische Gärtner, denen ich 1909 Potsdam
und Sanssouci zeigen konnte, waren der Be-
wunderung voll.

Potsdam ist bereits heute, dank dem über-
stürzten Verfahren der jetzigen Regierung, zum
Bruchstück geworden, und damit wurde dem
Volke und seiner Zukunft empfindlich geschadet.

Die deutsche Gärtnerjugend wird in Zukunft
um edle und erzieherische Werke ärmer sein,
wenn wir Älteren, gleichviel ob Künstler, Züchter
oder Männer des reinen Erwerbsgartenbaues,
Arbeitgeber oder -nehmer nicht einmütig Ein-
spruch gegen eine Verschlackung Potsdams er-
heben.

Schon einmal sind in Fachkreisen Mahnrufe
allgemeiner Art gefallen; für Potsdam aber ist
zur Tat noch gerade rechte Zeit!

Alle Verbände im Fadi, gleichviel mit welchen
Zielen, haben hier eine heilige Pflicht zu erfüllen,
die sie gleichzeitig auf einem das Ganze treffenden
Gebiet zusammen führt. Man wähle, wenn es nun
mal ein Ausschuß sein muß, einen solchen, der der
Regierung Vorschläge für die völlige Erhaltung
und dauernde Förderung der Potsdamer Gärten
zu machen hat, und dann werden sich auch Mittel
finden lassen, wie diese Kulturaufgabe gelöst
werden kann, ohne daß andere Notopfer, die
das Volk dem Wiederflottmachen des Staats-
wrackes bringen muß, leiden.

Dieser Ausschuß wird auch zu prüfen haben,
wer die verantwortlichen Urheber dieser un-
glücklichen Maßnahmen der Regierung sind und
ob die Hofgartenintendantur wie die Garten-
direktion sich genügend gegen sie gestemmt
haben. Ein unauslöschlicher Makel würde auf
dem ganzen Berufe haften bleiben, wenn ein
späterer Geschichtsschreiber berichten müßte,
daß die mit der Geschichte des ganzen Volkes
am engsten verbundene deutsche Gartenschöp-
fung eine ungenügende Verteidigung aus dem
Berufe selbst gegen unverständige Einmischung
gefunden hätte.

Weiterhin wird diesem Ausschuß auch die
Aufgabe zufallen, mit dem Finanzministerium zu
beraten, ob die erforderlichen Mittel nicht durch
Erhebung eines bescheidenen Eintrittsgeldes von
jedem Besucher reichlich zu erhalten wären.

Wir deutschen Gärtner können Sanssouci,
seine Gärten und Kulturstätten nicht entbehren!

Politische Erwägungen liegen mir fern. Mir
steht die Sache zu hoch. Das Gute, Edle, Wahre,
Schöne aus der Vergangenheit in eine noch ver-
schleierte Zukunft zu retten, daran mitzuhelfen,
ist jedes Ehrlich-Strebenden selbstverständliche
Pflicht.

Die Hebung des Volksgeistes löst im Verein
mit der Erhöhung der Arbeitslust das Rätsel
unseres Wiederaufstieges! — Hebung des Volks-
geistes aber wird geschaffen durch sinnfällige
Darbietung des Erhabenen. Und welcher Mensch
könnte sich der erhabenen Stimme der Natur und
mit ihr verbundener, edler Baukunst, erlesenem
Bildwerk verschließen? — Deshalb kann auch
das deutsche Volk sein Sanssouci nie entbehren!

Ketzin, den 3. September 1920.

Maurer.

XXXIII. Hauptversammlung
der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst

Meiningen ist nicht Weimar! Wenn also die
diesjährige Tagung (Meiningen,27.-29. Juni 1920)
an Teilnehmerzahl nicht gegen die vorjährige
zurückstand, so beweist das die unverminderte
Anziehung, die die Bestrebungen der Gesellschaft
auch heute, sagen wir besser gerade heute, auf
weite Kreise ausüben. Namentlich die Stadt-
verwaltungen bekunden fortschreitende Teil-
nahme für Gartenfragen, nicht zuletzt die weit
links stehenden! Jedenfalls sind es nicht gerade
die engeren Fachkreise, bei denen vielleicht der
Wunsch der Vater der Auffassung sein könnte,
die allein die Auffassung vertreten, daß der Gar-
tenkunst, der Gartenkultur eine besondere Be-
deutung im Hinblick auf die deutsche Zukunft zu-
geschrieben werden muß!

Schon die erste Veranstaltung, mit der die
im Meininger Schützenhause gut aufgehobene
Tagung am 27. Juni vormittags an die Öffent-
lichkeit trat, die Versammlung der leiten-
den Beamten öffentlicher Garten- und
Friedhofsverwaltungen, bewies sowohl
durch die Zahl der Teilnehmer, wie durch Ange-
regtheit der Aussprachen, daß trotz des Druckes,
unter dem Stadtverwaltungen mehr oder weniger
alle stehen, Fragen des Gartenwesens das un-
eingeschränkte Interesse bei den zuständigen
Behörden finden. Das bewies auch der Umstand,
daß Gartendirektor Staehle-Coblenz nun be-
reits zum dritten Male ungeteilte Aufmerksam-
keit bei der Zuhörerschaft mit seinen Ausfüh-
rungen über Maßnahmen der Anpassung

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