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Einleitung

Das Gefühl der Baukunst ist eigentlich der Dräger des übrigen Kunstsinns.
(Fr. Schlegel).
z. Jeder Wandel in der Anschauung über die Gotik bedeutet einen
Wandel in der Geschichte der Kunstwissenschaft überhaupt. Ihr Ein-
tritt in den Lreis kunstgeschichtlicher Betrachtung vollzog sich nicht zu-
fällig erst mit der Romantik. Denn die Romantik brachte gegenüber
dem Kosmopolitismus und der Typik des Klassizismus wieder das
Individuelle und Nationale in den Vordergrund. Und eben daraus
erklärt sich die besondere Färbung, die alle Untersuchungen über die
Gotik sofort anlief: der Stil wurde als Produkt der Rasse, nicht
als Produkt der Zeit gewertet; es entbrannte der Kampf, welche
Nation ihn geschaffen habe.
Als erster Wortführer der deutschen Romantik suchte und fand
Friedrich Schlegel den deutschen Stil in dem, was man damals
gotisch nannte, in der gesamten Kunstentwicklung des Mittelalters:
„übrigens dürfte die Benennung der gothischen Baukunst, sobald
man diesen großen Nationalnamen nur in seinem vollständig
umfassenden Sinne auffaßt, für die altchristliche und romantische
Bauart des Mittelalters, von Theoderich bis auf die moderne
Zeit, sehr angemessen und für immer beizubehalten sein".
(Grundzüge der gothischen Baukunst; auf einer Reise durch Nieder-
lande, Rheingegenden, die Schweiz und einen Teil von Frankreich
in dem Jahre )S04 bis zsos. Sämtliche Werke Bd.VI, Wien )§4b).
Die eindringende Beschäftigung mit der „altdeutschen" Baukunst
zerstörte zuerst das Dogma von der Einheitlichkeit des Stils, es
wurde eine Zweiteilung vorgenommen und der romanische Stil
abgetrennt.
„Bei der nun beginnenden Untersuchung der Denkmale zeigte es
sich, daß zwei verschiedene Epochen des gothisch genannten Bau-
ftyles zu unterscheiden wären. Man gerieth daher anfangs in Ver-
legenheit, passende Benennungen zu erfinden, ehe noch die Ergebnisse
der Untersuchungen der Denkmäler bedeutend vorwärts geschritten
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