völlig erklärt^ da neben der Umsetzung der Gotik von Frankreich nach
Deutschland auch ein allgemeiner, beiden Ländern wieder gemein-
samer optischer Prozeß in der malerischen Gesamterscheinung der
Sondergotik wie des st^Ie klambo^ant seine Endphase erreicht. Die
große Kurve, die die Entwicklung der Kunst vom Beginn der Gotik
bis ins )ö. Jahrhundert schwingt, bedeutet eine Wellenbewegung
von Linearstil zum malerischen Stil. Indessen sind alle Modifi-
kationen der Entwicklung, die besondere Art des Linearismus und
die besondere Art der malerischen Gestaltung durch Bewegungs-
vorstellungen bedingt, so daß als gemeinsamer Generalnenner allen
Formausdrucks der Begriff des Bewegungsstils bleibt. Da die
Sondergotik am Ende der Entwicklung steht, ist die Frage ihres
Stilwandels einbegriffen in die Frage: wie endet überhaupt ein
Bewegungsstil)
Man hat angenommen, daß es sich bei der deutschen Gotik späterer
Zeit lediglich um Ermüdungserscheinungen handelt. Die optischen
Reize der Gotik sollen für ein deutsches Auge um )400 zu diffizil und
anstrengend gewesen sein. Larstanjen meint, es hätte eine Reiz-
verminderung eintreten müssen, weil das gewohnte Maß der Ap-
perzeptionsleistungsfähigkeit überstiegen war. Dies Urteil wird aller-
dings nur in Hinsicht auf Ulrich von Ensingen gefällt. Allein wenn
man die Bauten dieses Baumeisters mit all denen der anderen
charakteristischen Vertreter der deutschen Architektur des Jahr-
hunderts, der Roriczer, Ensinger, Böblinger usw. zusammenstellt,
wird man zu einer Milieukomponente, einem Zeitstil, gelangen, der
auf alles andere eher denn auf Erlahmung der Apperzeptionsfähigkeit
schließen läßt. Vielmehr hat die Untersuchung ergeben, daß die Be-
wegungsreize der Sondergotik durch Differenzierung gegenüber der
Gotik gesteigert sind. Formbildungen wie etwa die immer kleinstrah-
liger sich gestaltenden figurierten Gewölbe beanspruchen von vorn-
herein eine erhöhte Aufnahmefähigkeit für Bewegungseindrücke. Aber
nicht nur in der Architektur, auch auf andern Gebieten bildender
Kunst macht sich diese Differenzierung bemerkbar. Nie sonst hat man
so verfitzte Linienknäuel von Faltengraten an den Figuren und
Rankenwerk in den architektonischen Abschlüssen der Altarschreine
dem Auge zu entwirren gegeben, wie sie die gesamte Oberfläche eines
plastischen Altars jetzt darstellt, wenn man nur die linearen Reize
Deutschland auch ein allgemeiner, beiden Ländern wieder gemein-
samer optischer Prozeß in der malerischen Gesamterscheinung der
Sondergotik wie des st^Ie klambo^ant seine Endphase erreicht. Die
große Kurve, die die Entwicklung der Kunst vom Beginn der Gotik
bis ins )ö. Jahrhundert schwingt, bedeutet eine Wellenbewegung
von Linearstil zum malerischen Stil. Indessen sind alle Modifi-
kationen der Entwicklung, die besondere Art des Linearismus und
die besondere Art der malerischen Gestaltung durch Bewegungs-
vorstellungen bedingt, so daß als gemeinsamer Generalnenner allen
Formausdrucks der Begriff des Bewegungsstils bleibt. Da die
Sondergotik am Ende der Entwicklung steht, ist die Frage ihres
Stilwandels einbegriffen in die Frage: wie endet überhaupt ein
Bewegungsstil)
Man hat angenommen, daß es sich bei der deutschen Gotik späterer
Zeit lediglich um Ermüdungserscheinungen handelt. Die optischen
Reize der Gotik sollen für ein deutsches Auge um )400 zu diffizil und
anstrengend gewesen sein. Larstanjen meint, es hätte eine Reiz-
verminderung eintreten müssen, weil das gewohnte Maß der Ap-
perzeptionsleistungsfähigkeit überstiegen war. Dies Urteil wird aller-
dings nur in Hinsicht auf Ulrich von Ensingen gefällt. Allein wenn
man die Bauten dieses Baumeisters mit all denen der anderen
charakteristischen Vertreter der deutschen Architektur des Jahr-
hunderts, der Roriczer, Ensinger, Böblinger usw. zusammenstellt,
wird man zu einer Milieukomponente, einem Zeitstil, gelangen, der
auf alles andere eher denn auf Erlahmung der Apperzeptionsfähigkeit
schließen läßt. Vielmehr hat die Untersuchung ergeben, daß die Be-
wegungsreize der Sondergotik durch Differenzierung gegenüber der
Gotik gesteigert sind. Formbildungen wie etwa die immer kleinstrah-
liger sich gestaltenden figurierten Gewölbe beanspruchen von vorn-
herein eine erhöhte Aufnahmefähigkeit für Bewegungseindrücke. Aber
nicht nur in der Architektur, auch auf andern Gebieten bildender
Kunst macht sich diese Differenzierung bemerkbar. Nie sonst hat man
so verfitzte Linienknäuel von Faltengraten an den Figuren und
Rankenwerk in den architektonischen Abschlüssen der Altarschreine
dem Auge zu entwirren gegeben, wie sie die gesamte Oberfläche eines
plastischen Altars jetzt darstellt, wenn man nur die linearen Reize