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Gespräche im Reiche der Todten: als wahre unpartheyische Beschreibung von d. Ursachen, d. Anfange, u. d. merkwürdigsten Begebenheiten d. Krieges — 1.1756(1757) (Nr. 1-10)

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Das erste Stuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.22636#0138
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deckt, vor Augen. Neben ihm sitzt der Genius von Sachsen, in Gestalt eines
bestürzren Frauenzimmers, mit dem Churhut und dem Wappen. Sie legt den
Kopf in die Hand, welche sich auf ihren Schooß stützet, und wendet sich mit
dem Gesicht gegen den König. Vielleicht soll dieses andeuten: daß der ganze
Staat von Sachsen, der unter die Macht Friedrichs gerathen, biß zum inner,
sten von seiner durchdringenden Untersuchung bloß stehe. Der preußische Mo-
narch bedeckt dieses Frauenzimmer mit einem Schild, der mit Oehl - und Palm-
zweigen, wie auch dem Stab des Mercurs geschmückt ist. Dieses wird, wie
ich vermulhe,auf des Königs gethane Erklärung abzielen; Sachsen, als ein
Unterpfand des Friedens in Besitz zu behalten, und die Handlung deßelben zu
beschützen. Der König hält in seiner Hand das Haupt der Medusa, durch des-
sen Anschauen einige Kriegsleute versteinert werden. Ohne Zweifel mag solches
die Enge und das Unvermögen bezeichnen, in welches die sächsische Armee gese-
tzet worden, daß sie sich ergeben müßen Der König tritt mit dem linken Fuß
auf einen Sphinx, welcher das Sinnbild der Entdeckung von Geheimnißen ist,
welche etwann den Einfall in Sachsen veranlaßet haben. Am Rand liest man
die Worte : loto 8axouuua exenLttu kchiclerieo viaia8 mrinu8
(laute. 06k. ; da sich die ganze Armee an Friederich den Großen
übergab. Im Monath October 17^6.)
pic col. An dergleichen fehlt es bey solchen Zeiten nicht,wodurch großen Her-
ren geschmeichelt wird. Jndeßen ist es für die Nachwelt ein Denkmal von eie
nemFall, deßen wir in den Geschichten keinen gleichen haben.
Schwerin. Man hat mich versichert, daß diese Verstellung dem König
selbst allzuschmeichlend geschienen habe. Soviel aber ist gewiß, daß Friederich
in der Ausführung seiner mit einer unglaublich tiefen Einsicht beschloßenen An-
schläge ein Muster aller Kriegshelden seye. Seine Verrichtungen von Monath
September biß zu Ende des Octobris sind in der That die allergrößten. Da er
verschiedene forcirte Märsche gechan; eine ganze Nacht mit seinen Trouppen bey
Lowositz gewachst; einen Sieg mit seiner Armee über eine noch größere Armee
erfochten, zur selbigen Zeit eine andere Armee eingeschloßen gehalten, und diese
Armee gefangen genommen hat: so verdienet er die Bewunderung der Welt.
Piccol-Wenn ich sonsten mit demHerrnFeldmarschatl kn keinem Punct recht
Übereinkommen kann: so ist es doch in diesem. Ich bin recht begierig, den wei-
tern Erfolg zu wißen. M^in Sch icksal hat mich zu früh entrißen, daß ich die
schönen O^eratloues des Generals Broune, dieses großen Meisters in der
Kriegs-
 
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