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H.-Gilhofer-und-H.-Ranschburg-Aktiengesellschaft
Catalogue (Nr. 10): Eine kostbare Sammlung von Kupferstichen und Holzschnitten alter Meister des XV.-XVII. Jahrhunderts: enthaltend: Incunabula Xylographica, hervorragende Einblattholzschnitte des XV. Jahrhunderts, darunter ein grosser datierter Blockbuch-Holzschnitt von 1466 : die seltensten Kupferstiche des XV. Jahrhunderts von Schongauer, Meckenhem, Meister des Dutuit'schen Oelberges, Zasinger u.a. : eine Reihe von Kupferstichen und Holzschnitten Albrecht Dürers in herrlichen, frühesten Drucken . Probedrucke on Burgkmair, Holbein, Schäufelein und Springinklee : kostbare Radierungen von Rembrandt in erlesenen frühen Zuständen — Luzern: H. Gilhofer & H. Ranschburg Aktiengesellschaft, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.51911#0007
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VORWORT

Die Vorliebe für die alten Kupferstiche und Holzschnitte und die Sammeltätigkeit
auf diesem Gebiet beginnt schon im ersten Jahrhundert dieser Kunst, und wir
wissen aus Dürers Tagebuch seiner Niederländischen Reise, wie eifrig Sammler und
Freunde der Graphik seine Blätter von ihm erwarben. In den letzten zehn Jahren hat
aber das Interesse für diese Kunst in einer Weise zugenommen wie niemals zuvor.
Die Literatur über die graphischen Erzeugnisse von den Anfängen bis zur Gegen-
wart ist überraschend angeschwollen. Eine Fülle von Monographien über die einzelnen
Künstler, beschreibende Verzeichnisse, zusammenfassende Darstellungen der Graphik
bestimmter Perioden, Schulen und Länder sind in Deutschland, Frankreich und Eng-
land erschienen. Unsere Handbibliothek, stets um alle Neuerscheinungen vermehrt,
droht ihren Rahmen zu sprengen.
Für diese wachsende Vorhebe ist es bezeichnend, dass der Völkerbund, als erste
von ihm veranstaltete, internationale Ausstellung, eine solche von Kupferstichen wählte.
Frankreich, Spanien und Italien wählten je 100 Blätter aus ihren Sammlungen, und
über den Museen von Paris, Madrid und Rom, wo diese Blätter jetzt zur Ausstellung
gelangen, weht die Fahne des Bundes der Völker im Zeichen des Kupferstiches.
Immer genauer revidieren die Direktoren der Kupferstichkabinette ihre Bestände
nicht bloss auf die Vollständigkeit, sondern auch in bezug auf die Qualität des Vorhan-
denen, was in einzelnen Fällen zu überraschenden Resultaten führt.
Auch die amerikanischen Museen betreiben mit steigendem Interesse den Ausbau
ihrer Kabinette, insbesonders auf dem Gebiete des frühen Holzschnittes und Kupfer-
stiches.
Der Kreis der Sammler, früher eine kleine Gemeinde von „Wissenden“, wird
immer grösser, und beginnt sich — früher in der Hauptsache auf Europa, zum gerin-
geren Teil auf Nordamerika beschränkt — über alle Teile der Erde auszubreiten.
Das alles hat zur Folge, dass das zur Verfügung stehende Material immer knapper
wird. Den Freunden alter Graphik wird es daher willkommen sein, einen Preiskatalog
einer Sammlung zu erhalten, die an Kostbarkeiten jeder Art ungemein reich ist. Unab-
hängig von den Zufällen einer Auktion, ist jedem Sammler die Möglichkeit gegeben,
die ihm konvemerenden Stücke auszuwählen.
Gleich in der ersten Abteilung von Einblattholzschmtten des 15. Jahrhunderts, die
alle nur in einem bis höchstens drei Exemplaren bekannt sind, fällt em ungewöhnliches
Stück auf: Ein grosser altkolonerter Holzschnitt mit eingeschnittenem Text in der Art
der Blockbücher, darstellend die Hand mit dem Spiegel des ewigen Heils, auf
dem der Künstler die Jahreszahl eingeschnitten hat, in dem er diesen Holzschnitt
verfertigte. (Factum anno 1466.) Dies ist der früheste Holzschnitt mit Text, bei dem
die eingeschnittene Jahreszahl mit dem Jahr der Entstehung übereinstimmt. Wir finden
 
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