Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gilhofer & Ranschburg <Wien> [Editor]
Katalog der Sammlung Hofrat Gustav R. v. Emich: nebst einem kleinen Beitrag aus anderem Besitz ; Handschriften mit und ohne Miniaturen XI. - XVIII. Jahrhundert ; Miniaturen auf Einzelblättern XI. - XIX. Jahrhundert ; Inkunabeln 1447 - 1500 ... ; Versteigerung: 15. bis 17. März 1906 durch das Kunst-Antiquariat Gilhofer & Ranschburg, Wien (Katalog Nr. 20) — Wien, 1906

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16151#0009
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Schon ein Blick auf die in der letzten Abteilung des vorliegenden Auktions-
kataloges verzeichnete Sammlung der bibliographischen Literatur gibt
ein Bild von der Richtung, die der Besitzer dieser Bibliothek, Herr Hofrat
Gustav Ritter v. Emich, in seiner fast vierzigjährigen Sammeltätigkeit verfolgt
hat. Die unter Nr. 359—1153 registrierte Literatur der hervorragendsten
bibliographischen Publikationen des In- und Auslandes bildet den wissen-
schaftlichen Handapparat für die handschriftliche und gedruckte Literatur
des 11. bis 16. Jahrhunderts, die Hofrat v. Emich, ein bekannter Fachmann
auf dem Gebiete der typographischen Theorie und Praxis, durch das Sammeln
würdiger Repräsentanten in hervorragender Weise kultivierte.

In der ersten, den Handschriften gewidmeten Abteilung finden wir
vor allem Stücke von grosser textkritischer Bedeutung, hervorragende Denk-
mäler der frühmittelalterlichen lateinischen, französischen, italienischen und
deutschen Literatur. Die Beschreibung der einzelnen Hss. sucht der Be-
deutung ihres Inhaltes möglichst gerecht zu werden. Stücke, wie die frühe
Hs. des Fürstenspiegels des Iren Sedulius (Nr. 1), die ältesten, bisher
bekannten Niederschriften der Gesta Romanorum und des deutschen
Sibyllengedichts (Nr. 6), das Falknerbuch aus dem 14. Jahrh. (Nr. 7), die
Hs. des Roman de la rose aus ders. Zeit (Nr. 9), das ungedruckte Werk
Mainardis über die Gentil militia (Nr. 21), die schöne Hs. der Ezzelino-
tragödie Mussatos )Nr. 21), der Sachsenspiegel (Nr. 26), das Ehebüchlein
Eybs (Nr. 34) etc. sind wohl in Privatsammlungen sehr selten anzutreffen.
Ein grosser Teil der Hss. zeichnet sich nebstbei auch durch hervorragenden
künstlerischen Schmuck aus. Stilgeschichtlich hochinteressante Stücke dieser
Art sind Nr. 1, 5, 8, 9, 13, 19, 20, 24 (eine sehr bedeutende Leistung der
böhmischen Miniaturistenschule), 35, 38 (ein hochinteressantes Metzer livre
d'heures aus dem 16. Jahrh.). An die Abteilung der Hss. schliesst sich or-
ganisch eine kleine gewählte Sammlung von einzelnen Miniaturen, darunter
Prachtstücke ersten Ranges, an.

Die Abteilung der Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts enthält Piecen von
ganz besonderer typischer Bedeutung. Es dürfte hier der Hinweis auf das
in 4 Blättern erhalten gebliebene Donatfragment. ein Gutenbergsches Produkt
aus der frühesten Zeit seiner Druckerpraxis (Nr. 195, 196), das Catholicon-
blatt (Nr. 152) genügen, wobei die charakteristischen frühen Vertreter ein-
 
Annotationen