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Gilhofer & Ranschburg <Wien> [Editor]
Katalog der Sammlung Hofrat Gustav R. v. Emich: nebst einem kleinen Beitrag aus anderem Besitz ; Handschriften mit und ohne Miniaturen XI. - XVIII. Jahrhundert ; Miniaturen auf Einzelblättern XI. - XIX. Jahrhundert ; Inkunabeln 1447 - 1500 ... ; Versteigerung: 15. bis 17. März 1906 durch das Kunst-Antiquariat Gilhofer & Ranschburg, Wien (Katalog Nr. 20) — Wien, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.16151#0013
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Aus Nr. 6. Sybillenbuch. Deutsch.

Manuskripte aus dem n. u. folg. Jahrh*

Mit und ohne Miniaturen.

1 Sedulius Scottus. Liber de rectoribus Christianis ad Lotharium II. Im-
peratorem. Perg. 11. —12. Jahrh. 116 Bl. 8. Ldb. m. Schi.

Beginnt m. d. Prohcmium in Versen: Indiget artis opis. sie et res publica felix.
Schluss fol. 2a: Alpha operis famuli sis deus toque tui. Hierauf bis fol. 4a das
Kapilelverzeichnis. Fol. 4b: Incipil liber de rectoribus Christianis et regulis quibus est
respublica rite gubernanda. Postquam regale seeptrum etc. Schluss fol. 116b: Sic enini
dominus omnipotens erit custos.

Sehr schöne frühe Handschrift des berühmten „Fürstenspiegels" des irlän-
dischen Dichters Sedulius, der um die Mitte des 9. Jahrh. als Lehrer an der von
Bischof Haigar in Lüttich gestifteten Schule zu St. Lambert tätig war. Es sind bisher
nur 3 Hss. des Werkes bekannt gewesen, eine in Bremen aus dem 9., die
Berliner aus dem 12. und die Vatikanische aus dem 15. Jahrh. Letztere hat Mai
in seinem Spicilegium Romanum B. VIII. 1—69 herausgegeben, mit allen Schreib-
u. Lesefehlern, die selbst Mai zu falschen Schlussfolgerungen verleitet haben.
Auf die Stelle im Kap. IX (Mai S. VI, VII u. 28, in unserem Kodex fol. 46 a), wo
von den Herrschertugenden Ludwigs des Frommen die Rede ist u. Mai das Wort
„adornauit" „adordinauit" gelesen u. dementsprechend bezügl. der Entstchungszeit
des Werkes auf das Jahr der Mitregentschaft K. Ludwigs (813) gefolgert hat,
hat schon Dümmler (N. Archiv d. Ges. f. ält. d. Geschichtsk. III. S. 188) hin-
gewiesen. Unsere Hs. ist sehr sorgfältig, in schöner Minuskelschrift
des ausgehenden 11. Jahrh. geschrieben, steht demnach unter den
bisher bekannten Hss. des Fiirstenspiegels zeitlich an zweiter Stelle.
Auch in unserem Kodex fehlen, wie in dem Bremer und Berliner, die Verse am
Schlüsse der einzelnen Kapitel, die sich in der viel jüngeren Vatikanischen Hs. finden
u. vielleicht als spätere Zutaten zu betrachten wären. Von den 20 Kapiteln
werden 15 von Initialen in dem charakteristischen irischen Stil (Feder-
zeichnungen, wovon 4 rot illuminiert) in phantasiereicher Ausführung
(Drachen u. groteske Tiere in verschiedensten Stellungen) eingeleitet.
S. 79 u. ff. enthält eine Geschichte aus dem Leben des h. Germain,
Bischofs v. Auxerre. — Nach dem gedruckten Text bei Mai fehlen am Anfang der
Hs. 8 Zeilen der versifizierten Einleitung u. der Schluss mit 15 gedr. Textzeilen;
ebenso fehlen 2—3 Bl. aus der Mitte.

Die Vorsatzbl. sind einer Evangelien-, resp. Hymnariumhandschrift d. 13. Jahrh.,
die letztere m. Neunien. entnommen

MS. on vellum of Singular interest, containing the celebrated treatise on
the duties of a Regent, written by Sedulius Scottus, an Irish Poet and

Auktion XX von Gilhofer & Ranschburg, Wien.

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