Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ginter, Hermann
Birnau am Bodensee — Augsburg, 1928

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.23863#0033
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
einen Seite den hl. Benedikt und der andern den hl. Bernhaid. Beide
Aufbauten treten schon in innige Beziehung zum Hochaltar. Das
zeigt die Schrägrichtung, die in die Mitte weist, das zeigt auch die
Asymmetrie ihres Gefüges, die nur im Zusammenschauen mit dem
Hochaltar ihren Sinn erhält. Über dem kräftigen Farben- und
Linienspiel der Mensa erhebt sich eine hochragende Altarwand mit
seltsam bewegtem Rahmen und geschickt in seine Umgebung hinein-
wachsendem Oberstück. Die Bekrönung geschieht durch Putten mit
Kranz und Palme. Auch als Seitenfigur wird ein größerer Putto
verwendet, mit seinem Attribut auf den Altarheiligen hinweisend.
Ihm zum Gegengewicht ragt ein üppig geformtes, vasenartiges Ge-
bilde empor. Im Mittel erscheint, kapriziös umrahmt, jeweils ein
Ölbild, nach Signierung und Akten von der Hand des Kirchenmalers
Göz stammend. Das eine Blatt zeigt den hl. Benedikt, stehend ster-
bend in den Armen seiner Schüler. Vorne gähnt schon das Grab.
Oben schwebt seine Seele zwischen brennenden Lichtern zum Him-
mel. Der Putto nebenan mit seinem erhobenen Finger und dem Texte
„ausculta fili" erinnert an die bedeutungsvolle Regel des Heiligen.
Nach dem Düster links wirkt das Bild rechts um so heiterer, das
uns den hl. Bernhard als großen Marienverehrer vor die Augen
stellt. In seiner weißen Kukulle kniet der Heilige da, fürbittend sich
nach oben wendend, wo die Madonna mit Kind auf Wolken er-
scheint und mit dem feinen Strahl ihrer Milch des Betenden Lippen
benetzt, mit welcher Legende die Beredsamkeit des „honigfließen-
den Predigers" erklärt werden will. Honignaschende Putten in der
untersten Bildecke und der „Honigschlecker" in Stuck nebenan
wollen ebenfalls St. Bernhards große Gabe charakterisieren.

Die bescheidensten in Aufbau und Tönung sind die beiden vor-
dersten Seitenaltare. Sie verzichten fast völlig auf Eigenexistenz und
wollen nur Auftakt zum Hochaltar sein. Das Unsymmetrische ihrer
Form ist weit stärker als das der Vorgänger. Wohl tritt es noch
etwas zurück in der Mensa, die wieder als kräftiger Sockel zum
Ganzen gehalten ist. Ganz kraus ist aber nun der Mittelteil, die auf-
wachsende Rückwand mit dem ohrenförmigen Mittelstück, den Pul-
ten und den Launen der Linien. Nur in Scheer an der Donau scheint
Feuchtmayer noch bizarrer gestaltet zu haben. Etwas zu kräftig
lagert sich dann quer eine reich gegliederte gesimsartige Platte,
welche die Figur des Altarheiligen trägt. Einmal ist es der Täufer
 
Annotationen