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Das besprochene
Werk wird in einer Reihe
von Lieferungen, deren
Anzahl auf dreissig fest-
gesetzt ist, alle hervor-
ragenderen Denkmäler
der Architektur sowohl,
als der Sculptur und der
Malerei, welche die Re-
naissance in Frankreich
zurückgelausen hat, nach
den einzelnen alten Pro-
vinzen monographisch
behandeln. Hierauf ge-
denkt der Autor eine
zusammenfassende und
chronologisch geordnete
Übersicht über die ein-
zeln besprochenen Kunst-
denkmäler zu geben und
die Geschichte sowie den
Idealgehalt der französi-
schen Kunst-Renaissance
in grossen Zügen darzu-
stellen. Zahlreiche Ra-
dirungen in und ausser
Text, welche zum Theil
Veduten und Gesammt-
ansichten, theils Details
der besprochenen Monu-
mente bieten, illustriren
jeden einzelnen Essay.
Die bis jetzt erschienenen
sechs Lieferungen bekun-
den , dass das grosse
Unternehmen inderThat
Alles hält, was man sich
er bespricht sodann die nicht besonders erheblichen Kunstdenkmaler in Artois und in der Picardie und schildert
hierauf mit grosser Ausführlichkeit die Kunstbewegung in Isle de France, dem Herzen des Reiches, desfen fünf
Departements die bedeutendsten Monumente der französischen Kunst bewahren. Die reizvollen Renaissance-
Bauten und Ruinen zu Beauvais, Chantilly, Laon, Villers-Cotterets, Nantouillet, Monceaux und an anderen Orten
dieser Provinz werden uns vorgeführt; besonders lange verweilt aber der Autor mit Recht in Fontainebleau, dem
meist genannten, aber bisher nicht genau gekannten Bauwerke der französischen Renaissance. Vorerst führt
Palußre, unseres Erachtens ganz concludent, den Beweis, dass dieses merkwürdige Schloss, welches Franz I. zu
seinem Vergnügen bauen liess und worin er sich am meisten gefiel, nicht von italienischen, sondern von französischen
Architekten errichtet worden ist und dass namentlich Serlio gar keinen Antheil an diesem Bauwerke hat; er
schildert dann eingehend die Einzelheiten des Schlosses und gibt zahlreiche interessante Ausschlusse, insbesondere
über die Wandgemälde des Rofso, von denen wir eines, die Erziehung des Achilles darsteilend, unseren Lesern
vorführen. Es ist dem Autor gelungen, neue wichtige Urkunden zur Baugeschichte des Schlosfes von Fontainebleau
aufzufinden und nun sind wohl alle halbwegs wichtigen Punkte derselben in's Klare gesetzt. Bei dieser Gelegenheit
hat Palußre auch nachgewiesen, dass selbst das Schloss zu Saint-Germain-en Laye, welches früher allgemein als


Vafe sür das Herz Franz 1. von Frankreich.

von demselben nach der
Beschaffenheit der hiefür
aufgebotenen Kräfte ver-
sprechen durfte. Palußre
hat ganz Frankreich be-
reist, alle Kunstdenkmaler
selbst einem eingehenden
Studium unterzogen und
viele Irrthümer früherer
Autoren berichtigt; er
hat ferner überall an Ort
und Stelle gründliche
Forschungen archivali-
scher Natur angestcllt
und sich nicht wenige
neue Quellen erschlossen,
welche über die Ent-
stehung gar mancherher-
vorragender Monumente
nicht geahnte Auffchlusse
lieferten. So kann das
besprochene Werk als
die beste bis jetzt er-
schienene Geschichte der
französischen Renaissance
bezeichnet werden. Der
Verfasfer hat seine Wan-
derung mit Flandern be-
gonnen, obgleich diese
Provinz erst unter Lud-
wig XIV. in dem letzten
Viertel des 17. Jahrhun-
derts zu Frankreich kam,
und weist den früheren
Einfluss der französischen
Renaissance auf die flan-
drischenDenkmalernach;
 
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