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LUDWIG VON HAGN


|ON den feinen, mit geschmackvoller Eleganz behandelten Darstellungen aus dem Gebiete
des höheren Genre, die Ludwig von Hagn geliefert hat, besitzt die Galerie Schack zwei
anmuthige, in die Zeit der italienischen Renaissance versetzte Conversationsstücke, welche
Männer und Frauen von hoher gesellschaftlicher Stellung und Bildung in behaglicher, durch Musik
belebter Unterhaltung, mitten in prächtigen italienischen Gärten, zeigen. Der Künstler ist am
23. November 1820 in München zur Welt gekommen und wurde dort im Cadettencorps erzogen, liess sich
jedoch, bei seiner geringen Neigung für die militärische Laufbahn, gelegentlich eines Besuches, den
er als Jüngling seiner um ein Jahrzehnt älteren Schwerter, der vielgefeierten Hosschauspielerin Charlotte
von Hagn, in Berlin abstattete, durch mehrere befreundete junge Maler, darunter Ed. Hildebrandt und
Charles Hoguet bestimmen, in das Atelier ihres Meisters, des bekannten Marinemalers Wilhelm Kraufe
einzutreten. Ungeachtet seiner geringen Mittel bezog von Hagn 1841 die Münchener Kunstakademie,
wo das Genre fast gar nicht beachtet wurde, benützte die Vorbilder der niederländischen Genremaler
in den Galerien zu München und Schleissheim zu selbständigem Studium und erwarb sich nebenbei mit
Stift und Pinsel seinen Lebensunterhalt. Endlich war es ihm im Frühjahr 1847 möglich, nach Antwerpen
zu gehen, wo Eugene de Block sich seiner besonders annahm, und dann auf zwei Jahre nach Brüssel. Von
dort begab sich von Hagn 1851 nach Berlin, wo MenzeVs Arbeiten und der Besuch der Schlösser von
Potsdam und Sanssouci ihn zur Cultivirung des Rococo-Genre veranlassten. Grossen Einssuss auf
seine Ausbildung hatte ein fast dreijähriger Aufenthalt in Paris, von 1853—1855, worauf von Hagn in
München seinen bleibenden Wohnsitz nahm, den er seither nur durch einen zweijährigen Aufenthalt in
Italien, hauptsächlich in Rom, von 1863—1865, wie durch häufige Ausflüge in verschiedene Kunst-
städte unterbrach. Seit nahezu vier Jahrzehnten ist von Hagn in anregendem Verkehr mit den hervor-
ragendsten Kunstgenossen verschiedener Länder und verschiedener Richtungen; auch sein glückliches
häusliches Leben und die vielen erfrischenden Reisen haben dazu beigetragen, seiner Produ6lion das
Gepräge heiterer Ausfassung und anmuthiger Gestaltung des Lebens zu verleihen. Vorliebe für die
Lebensformen des 16. und 17. Jahrhunderts gelangt in den meisten seiner besseren Arbeiten zum
Ausdrucke. Zu diesen zählen seine beiden erwähnten Bilder in der Galerie Schack, das „Concert
im Schlosspark" der Neuen Pinakothek zu München, die vortrefssiche, mehrfach wiederholte „Römische
Bibliothek", der „Alchymist", das „Duell zwischen Cavalieren des 17. Jahrhunderts", dann mehrere
Darstellungen aus dem Gebiete des niederen Genre, wie das „Sommervergnügen auf einem Münchener
Bierkeller", die „fahrenden Musikanten" und andere. Der Künstler, der seit 1867 der Münchener
Kunstakademie als Mitglied angehört, ist noch immer in voller Produktion begriffen.
 
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