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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Lützow, Carl von: Die Kunst in Wien unter der Regierung seiner kaiserlich königlich apostolischen Majestät Franz Joseph I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0029
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Fries von Eifenmenger im Stiegenhaufe der Hofsesiloge des neuen Burgtheaters.

Naturgewalt! Wie grandios ist namentlich das landschaftliche Element auf allen seinen Bildern!
Wie wunderbar wirken Figur und Natur zusammen in den weltbekannten Gemälden der »Fünf
Sinne«, diesen feinsten und poesievollsten Verherrlichungen der Sinnenwelt, welche die moderne
Malerei geschaffen hat! Mit Makart ist das eigenartigste und grösste Talent, welches die Geschichte
der österreichischen Malerei ziert, allzu früh uns entrisfen worden. Der herrliche Entwurf für das
Treppenhaus des kunsthistorischen Hofmuseums, den er als Skizze hinterlassen hat, lässt uns den
Verlust in seiner ganzen Schwere fühlen. Umgeben von dem Kranze der Lunetten, würde dieses
Bild, der »Sieg des Lichtes über die Mächte der Finsterniss«, zu einer wahren Apotheose der Malerei
geworden sein.
Auch Canon (Hans von Straschiripka), dessen »Kreislauf des Lebens« als Gegenstück von
jenem Werke Makart's für das naturhistorische Museum gedacht ist, riss durch seinen plötzlichen
Tod eine klasfende Lücke. Aber man darf ihn nicht ohne bedeutende Einschränkung neben Makart
nennen. Er war keine so recht aus dem Vollen schöpfende, sondern eine mehr anempfindende und
verstandesmässige Natur. Die Stärke Canon's beruhte im Porträt. Auf diesem Gebiete hat er eine
Anzahl von Werken hinterlassen, die von einer ernsten und völlig ausgereiften Begabung Zeugniss
ablegen. Hier übte er auch eine wohlthätige, erziehliche Wirkung. — Unter den Schülern Canon's
im Porträtfache nennen wir den begabten Viötor Stausfer.
Makart's Einfluss verspürt man dagegen in allen Sphären und Schichten des modernen Wiener
Kunstlebens. Zu dem Kreise, der ihn umgab, zählen unter den Malern vor allen Ed. Charlemont,
Julius Berger, auch Franz Rumpier und J. Fux. Der Erste, anfangs in manchen Werken decorativer
Art, zum Beispiel in den Deckengemälden im Salon der Baronin Wehli, Makart stil- und stimmungs-
venvandt, wie kaum ein Zweiter, ist neuerdings durch seinen Pariser Aufenthalt ganz in die
französische Bahn hineingerathen. Seine Deckenmalereien im grossen Foyer des Hofburgtheaters
(Iphigenia in Aulis, Apollon mit den Musen, Sommernachtstraum) legen davon Zeugniss ab. Sie
enthalten viel Feines und Reizendes im Detail, das namentlich in den schönen Studien zu den
Bildern genosfen werden kann; aber von der heimischen Empfindungsweise sind sie weit entfernt
und entbehren der vollen Überzeugungskraft und Lebendigkeit. — Resolut und flott nach der Art
unserer Barockmaler behandelte dagegen J. Fux, unter desfen Leitung Leopold Burger und Gilbert
Lehner thätig sind, den Vorhang des Hofburgtheaters mit der Sage der Pandora. Hier sehen wir die
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