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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Graul, Richard: Adolf Schreyer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0171
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Adolf Schreyer. Nach dem Porträt von Otto Donner-won Richter.

II.
Als Adolf Schreyer in den Fünfziger-Jahren mit herzhaft realiftifchen Bildern aus dem Soldaten-
leben und bald darauf mit Schilderungen aus dem halbaßatifchen Südoften Europas hervortrat,
begann fich in den äfthetifchen Überzeugungen der Zeitgenoffen eine Wandlung zu Gunften des
Realismus vorzubereiten. Man war allgemein der monumentalen Verdeutlichung gefchichtlicher
Ereigniffe und der romantifch empfindfamen Malerei überdrüfsig geworden und fchickte fich an, das
Streben nach einer in gefunden! Realismus wurzelnden Kunft anzuerkennen, welche mit kräftigem
Farbenreiz die Sinne anfpricht. Schreyer, deffen Können von Anbeginn an auf dem Boden diefer
realiftifchen, malerifch wirkungsvollen Auffaffung ruhte, hat fich denn auch bald durchzufetzen
vermocht und wohlverdienten Beifall gefunden.
Seine Auffaffung der Dinge ift eine vorwiegend malerifche. Er lieht die Natur nicht mit dem
Auge des Zeichners, das kein Reiz der Farbe und kein Spiel des Lichts ablenkt von der Anfchauung
der reinen Form, deren charakteriftifche Linien es blofszulegen beftrebt ift. Was Schreyer allezeit
anzieht, ift der farbige Schein der Dinge, und wo immer fein Auge weilt auf der Mannigfaltig-
keit der Erfcheinung, ftets fucht er den coloriftifchen Reiz der Dinge in engfter Verbindung mit
ihrer Umgebung charaktervoll zu erfaffen und im Bilde harmonifch wiederzugeben. Das will
nicht fagen, dafs Schreyer nicht auch ein hervorragender Zeichner fei. Ein Blick allein auf die
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