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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Bode, Wilhelm: Antoon van Dyck in der Liechtenstein-Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0069
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reichen Wiederholungen, meist aus der Werkstatt des Künstlers, vorhanden; eines derselben, und
zwar eines der besseren, besitzt die Liechtenstein-Galerie (Nr. 98).
Diese Bilder, wenn auch in den Niederlanden entstanden, gehören doch schon der »englischen
Zeit«, der letzten Periode des Künstlers an, die man mit Recht mit seiner Übersiedlung nach London
1632 beginnt. Van Dyck hat auch hier der englischen Raceschönheit und der vornehmen Erscheinung
der englischen Hofleute in der Umgebung König Karl's gerecht zu werden verstanden, und viele
seiner Bildnisse dieser Zeit haben dadurch ihren eigenthümlichen Reiz. Aber im Allgemeinen wird der
Rückgang in den Gemälden dieser Zeit, und zwar in den Bildnissen in gleichem Masse wie in den
verhältnissmässig seltenen Gemälden mit historischen Motiven, von Jahr zu Jahr augenfälliger. Das
lockere Leben am Hofe König Karl's, in das der Künstler hineingezogen wurde und das seine zarte
Gesundheit mehr und mehr untergrub, die Überhäufung mit Aufträgen, welche ihn zu einer sast
fabrikmässigen Herstellung seiner Gemälde unter dem Beistand der vercshiedensten Gehilsen ver-
führte, namentlich auch der Mangel eines grossen eigenartigen Talentes neben ihm, an den sich der
abhängige Künstler, wie in Antwerpen und Italien, hätte anlehnen können: alle diese Umstände
verursachten zusammen einen fast rapiden Rückgang in der Kunst des Meisters. Der Abschluss
dieses Künstlerlebens hat etwas tief Tragisches. »Van Dyck träumte von höheren Idealen« — so
schliesst Max Rooses seine Charakteristik des Künstlers (Deutsche Ausgabe von F. Reber Seite 317)
— »und empfand tiefer, als irgend ein Pinsel wiedergeben kann; aber gleichsam sieberhast gejagt,
um in seinem kurzen Leben diese Traumbilder zu verkörpern, entging er dem Schicksal nicht, dass
kränkliche Entmuthigung und dustere Unlust seine Zauberhand bereits fühlbar geschwächt hatten,
ehe sie noch ein vorzeitiger Tod gänzlich erstarren liess.«

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