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Auf dem Ansiand, von R. Henneberg.
gewonnen hatte, die er in wenigen Tagen in einer grossen Skizze niederschrieb, um dann ibfort und
mit aller Energie an die Ausführung des grossen Bildes zu gehen; im Frühjahr 1856 hatte es der
Künstler vollendet. Er sandte es zunächst nach Berlin zur grossen Ausstellung, in der Hosfnung, in
Deutschland mit seiner Kunst Fuss zu fassen; aber das Bild wurde kaum beachtet. Im folgenden
Jahre stellte er es im Pariser Salon aus; hier erhielt der Deutsche die goldene Medaille. Die Skizze,
wie das ausgeführte Bild befinden sich heute in der Berliner Nationalgalerie: elstere als Geschenk
der Schwester, letzteres aus Pariser Privatbesitz gerade am Todestage des Künstlers erworben.
Der »Wilde Jäger« ist die reisste Frucht der etwa ein Jahrzehnt seiner Thätigkeit umfassenden
Periode, in der Henneberg, in Paris ansässig, unter dem Einfluss der französischen Schule arbeitete;
in malerischer Wirkung, ja selbst in Grösse und Breite der Anschauung ist das Bild vielleicht das
Hauptwerk, das er überhaupt geschaffen hat. Mit lautem Lärm und in jäher Hast dem edlen Wilde
nach, sieht man den Raubgrafen mit seinem Gefolge und seiner Meute über blühende Äcker und
reifende Felder hinwegraren. Klar und gewaltig braust der Zug vor den Augen des Beschauers
vorüber; und in diesem unbändigen Jagen, in dieser zügellosen Begier lässt der Künstler auch die
Strafe an der gottlosen Schaar vorausahnen, welche die Ballade nach der alten Sage zur Hölle
verdammt und in den Lüften ihre wilde Jagd ziel- und rastlos fortsetzen lässt.
Ein paar verwandte Bilder aus den folgenden Jahren verdanken gleichfalls der Anregung
durch deutsche Classiker ihre Entstehung: der Jäger zu Pferde, vor dem die Nymphe das Reh ihres
Haines schützt (erst sehr viel später vollendet) und »Der Verbrecher aus verlorener Ehre« nach
Schillers bekannter Erzählung. Letzterer, jetzt in der Berliner Nationalgalerie, hat noch etwas von
der wilden Kraft in der Bewegung, von der packenden Ausfasfung des ausgelausenen Volkes, die
den »Wilden Jäger« auszeichnen; aber die Composition erscheint überfüllter und gezwungener, die
Färbung ist trüber, die Schatten sind schwärzer als in jenem Bilde. Die gleichzeitig 1858 auf dem
Salon ausgestellte »Hasenhatz in der Normandie« ist wieder leuchtender und klarer, die Landschaft
von einem sonnigen Schimmer, der an Troyon erinnert. Hier hat der Künstler ausnahmsvveise seine
Liebe zum Sport in einem realistischen Bilde aus dem modernen Jagdleben bekundet, jedoch ist der
Vorwurf einer phantastischen Art des Jagdsportes entlehnt: Hasen werden von Windhunden gehetzt,
denen der Jäger zu Pferde folgt, um den Hasen mit seiner langen Pcitsche zu tödten, sobald ihn die