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Ob Ruskin nicht doch recht that, der Eisenbahn zu fluchen, der er nicht einmal seine Bücher
anvertrauen wollte? — Das neunzehnte Jahrhundert hob alle Entfernungen auf, die Antipoden
vertauschen ihre Heimat Dampf und Telegraph verwischen alle Grenzen, erheben von heute auf
morgen das örtliche Ereignis zur Weltpolitik, das weltentlegenste Schaffen des Einsamen zur
Weltkunst. Und das in der Zeit, da wir von bodenständiger Kunst schwärmen.

So ist Japan nach Europa gegangen und einer der Unseligen Japaner geworden. Während in
Paris uns die Weltausstellung japanische Künstler im Studium Dürers offenbarte, vertiefte sich
Emil Orlik in den Zauber des immer jungen japanischen Frühlings und der immer noch altehr-
würdigen japanischen Kunst. Es ist ein seltsames Widerspiel, seinen Spuren dorthin zu folgen und
gleichzeitig in London die Skizzen des jungen Yoshio Markino oder in Paris bei Bing die Künstler-
gesellschaft Nihon Gwakai von Tokio kennen zu lernen. Spürbarer europäischer Einfluss hier,
bewusste Anlehnung an japanische Vorbilder dort — man sollte glauben, das Ergebnis müsste
dasselbe sein. Und doch wird die grundsätzliche, scheinbar unerschütterliche Verschiedenheit
zweier so entgegengesetzter Welt- und Naturanschauungen nirgends klarer als gerade dort, wo
man ihre Annäherung versuchte.
 
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