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Felix Jenewein, »Der hl. \'incenz de Paula besucht die Sträflinge«

Nach der Originalzeichnung.

FELIX JENEWEIN.

Auf den ersten Blick erscheint die böhmische Künstlergemeinde voller Gegensätze. Gerade
ihre hervorragendsten Mitglieder zeigen in ihrer persönlichen Richtung und ihrem künstlerischen
Ausdruck scheinbar so wenig Übereinstimmung, dass man leicht versucht wäre, nur von böhmischen
Künstlern zu reden und die Existenz einer böhmischen Kunst in Zweifel zu ziehen. So steht neben
dem robusten und gewaltigen J. Y. Myslbek der schmiegsame und zartfühlende St. Sucharda;
neben dem traumverlorenen Phantasten M. Pirner der scharfsichtige und über alle Massen klare
Y. Hynais; neben einem naiv schwungvollen Deuter und Skizzirer alter Sagen und reckenhafter
Gestalten, wie es M. Ales ist, der nervöse Darsteller des mondänen Chics L. Marold; neben dem
feinen Lyriker M. Svabinsky der kecke Impressionist V. Radimsky; neben dem barocken H. Schwaiger
der weltfremde Mystiker F. Bück; neben dem farbenjauchzenden, landfrischen J. Uprka der zart
melodiöse, molltönige A. Hudecek. Solcher Paare gibt es noch eine lange Reihe. Aber solche
Gegensätze sind bekanntlich kein Vorrecht der böhmischen Kunst, sie sind bei allen Kunstvölkern
anzutreffen, doch sind sie nirgends ohne gemeinschaftlichen Untergrund. So auch in der böhmischen.
 
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