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wiegt die Kraft des Gesammtausdruckes. Ähnliche Eigenschaften weist auch das Bild der alten
Frau auf. Die Elephantenskizze vertritt seine Thierstudien nicht unwürdig. Das Landschaftsmotiv
von der Stübel-Allee am Grossen Garten bei Dresden mit Blick auf die Berge am rechten Elbeufer
zeigt nicht minder die Schärfe seines Naturstudiums und die Sicherheit in der Wiedergabe des
Geschauten als der Kopf des alten Mannes. Endlich gibt die zu Anfang des Aufsatzes abgebildete
Zeichnung, ein Notentitelblatt — Lieder von A. Mark — einen Versuch Müllers auf dem Gebiete
der Phantasiekunst wieder.

Richard Müller ist nach allem bisher im wesentlichen Naturalist. Sieht man von seinen
gezeichneten Landschaften aus dem Jahre 1894 ab, die so lebhaft an Liebermanns Art erinnerten,
so hat er seitdem sein Hauptaugenmerk auf die sorgfältige, genaue Wiedergabe der Natur gerichtet,
und an Schärfe des Auges kommt ihm nicht leicht einer gleich. Eiserne Thatkraft und beharrliche
Zähigkeit sind weitere Eigenschaften seines ernsten künstlerischen Schaffens. Wenn er noch nicht
zu einem ausgesprochenen persönlichen Stil gelangt ist, so können wir darin bei einem erst
27jährigen Künstler keinen Schaden sehen. Jedenfalls bilden die zielbewusste Erweiterung des
technischen Könnens und das eifrige Naturstudium die einzig solide Grundlage zum künstlerischen
Schaffen. Auf diesen Pfaden aber ist Richard Müller stetig und erfolgreich vorwärts gegangen. So
darf man auch auf sein künftiges Schaffen die besten Hoffnungen setzen. Als Lehrer aber ist er
vermöge seiner manierlosen Stellung gegenüber der Natur, vermöge seiner scharfen Beobachtungs-
gabe, seiner Sicherheit im Zeichnen und seiner Energie ganz besonders gut am Platze.

Paul Schumann.

Richard Müller, »Skiläufer«.
Nach der Originalradirung.
 
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