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A. Lepere, »Der vierzehnte Juli in Belleville«

Originalholzschnitt aus »L'Image«

DIE NEUESTEN ARBEITEN AUGUSTE LEPERES.

Den Künsten geht es wie den Religionen. Wenn düstere Vorzeichen ihren Sturz zu verkünden
scheinen, entflammt umso heller der Eifer. Vor den bedrohten Tempeln erhebt sich voll heiliger
Glut Hypatia und vertheidigt die Altäre des alten Hellas gegen den neuen Gott. So kämpft auch
heute die Kunst um jeden Fuss breit Landes gegen die Wissenschaft und will sich nicht
verdrängen lassen. Was wird das Ende des Streites sein? Wie die Bedingungen des Friedens?
Und wenn die Kunst schon nicht siegt, wie wird sie wenigstens ihr Dasein retten?

In diesem Entscheidungskampfe, der das Ende des letzten Jahrhunderts durchtobte, sind von
allen Künsten am ärgsten die graphischen in Gefahr gewesen. Immer mehr und mehr wurden sie
von der Photographie und der mechanischen Vervielfältigung zurückgedrängt. Die angeblich
helfende Unterstützung, die die letzten graphischen Künstler von der Photographie erbaten, hat
nur dazu gedient, deren Talent ganz zu verderben.

Bracquemond hat einmal auseinandergesetzt, wie verzweifelt die Lage der Dinge für die
graphischen Künstler war. Es fehlte ihnen nicht bloss an dem täglichen Broterwerb, sondern auch
an der Gelegenheit zu lernen und sich auszubilden. Zwanzig Jahre angestrengtester Arbeit sind seiner
Meinung nach nöthig, wenn einer sein Handwerk ganz innehaben will. Wie viele dieser Künstler
finden heute noch genügend Arbeit bei den Verlegern, und was nützen die mageren Aufträge des
 
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