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Das beobachtende Auge Colins umfaßt zugleich Landschaft und Menschen. Sein starkes
Naturgefühl läßt alle Lebewesen mit der Mutter Erde in Eins verwachsen. Daneben ist Colin aber
auch Phantasiekünstler. Er träumt von nichts Geringerem, als den zweiten Teil des Faust und
die Tragödien Shakespeares zu illustrieren. Seine Mappen sind voll von derlei Skizzen, und ein
großes Blatt »Helena und Faust« liegt vollendet vor.

Die bedeutenden Fortschritte, die Colin ständig macht, sind in all diesen Blättern nicht zu
verkennen. Man hat von seinen ersten Arbeiten nicht ganz mit Unrecht gesagt, es seien weiße
Zeichnungen auf schwarzem Grunde. Aber je weiter wir zeitlich in der Betrachtung seiner Blätter
vorrücken, desto mehr werden sie das, was sie sein sollen, schwarze Zeichnungen auf weißem
Grunde. Immer mehr erfüllt er die Forderung Bracquemonds: »degager le trait«. Was ihm am
meisten gefehlt hat und wonach er immer am heißesten gestrebt hat, die Halbtöne wiederzugeben,
die notwendigen Übergänge zwischen den schwarzen und weißen Massen, das konnte sein
ursprüngliches, unvollkommenes Werkzeug, das einfache Messer nicht leisten. Darum hat er mit
dem schönen Mut, der ihn auszeichnet, auch nicht länger gezögert und das Arbeiten mit dem
Stichel erlernt. Er verbindet nun wie Lepere den Gebrauch der beiden WTerkzeuge und erreicht so
die mannigfaltigsten, glücklichsten Wirkungen.

In allerjüngster Zeit hat sich Colin auch mit dem farbigen Holzschnitt beschäftigt. Als Frucht
dieser Bestrebungen liegen bisher zwei Blätter vor: ein kleines, das eine Marktszene darstellt, und
ein größeres Blatt: »Sonntag auf der Marne«, das der Künstler zu unserer letzten Jahresmappe
beigesteuert hat.

Clement-Janin.
 
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