DOI article:
Clément-Janin, ...: Charles Huard
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.4236#0071
Athen, und Provinz ist alles, was nicht Athenisch
ist, alles Böotische.
Huard schwingt nicht die Geißel des Archi-
lochus, er ist kein Forain. Er ist ein Spötter, der
beobachtend um sich blickt und dem, was er
wahrnimmt, zu dem Lustspiel unserer gegen-
wärtigen Zeit wird. Er ist aus dem Geschlechte
der Carle Verriet, der Gaudissart, der Henri
Monnier, der Gavarni, der Daumier und der
Keene. Sein Spott ist ohne Bitterkeit; er findet
sein Vergnügen an den Verkehrtheiten und
Wunderlichkeiten, die er entdeckt. Denkt er auch
nur daran, sie zu verbessern? .Ganz und gar
nicht! Dazu machen sie ihm viel zu viel Spaß
und sie sind so ewig und unveränderlich wie die
menschliche Natur selbst — zwei Gründe, die
hinreichen, jeden Versuch einer Besserung oder
Abhülfe von Anfang an als fruchtlos und unnütz
aufzugeben.
Die ausgestellten Zeichnungen sind mit
einer ungewöhnlich rasch zugreifenden Hand
hingeschrieben. Die beschränkte Eitelkeit, die
kindische Neugierde, der Klatsch und Tratsch
und der Müßiggang der Kleinstadt sind in
schreiender Wirklichkeitstreue auf den Ge-
sichtern von Huards Figuren zu lesen. Von einer
ungewöhnlich tiefen Menschen- und Seelen-
kenntnis zeugt die Art, wie der Künstler all die
Mißbildungen, die Male und Narben zum Aus-
druck bringt, die das Leben im allgemeinen
oder ein bestimmter Beruf im besonderen den
Gesichtern und Leibern aufprägt. Huards Typen
begegnen uns auf Schritt und Tritt in allen
Gassen. Das ist ein Beweis dafür, daß er nicht
etwa Porträte zeichnet, sondern daß er immer den
Charakter sozusagen abkürzend zusammenfaßt,
was gewiß viel schwieriger ist.
Wir haben schon einige Namen an-
--«^ geführt; aber daraus darf man noch nicht
auf Ähnlichkeiten schließen. Huard ist
einfach Huard. Er ist bei niemand in
die Schule gegangen und sein künstlerischer
Stammbaum ist unbekannt. Seine Beobachtungsgabe ist ein Geschenk der Natur. Senie Mache
kommt ohne Zweifel von den illustrierten Zeitungen her, besonders vom Punch, aber auch hier
Nach einer Zeichnuno von Charles Huard.
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ist, alles Böotische.
Huard schwingt nicht die Geißel des Archi-
lochus, er ist kein Forain. Er ist ein Spötter, der
beobachtend um sich blickt und dem, was er
wahrnimmt, zu dem Lustspiel unserer gegen-
wärtigen Zeit wird. Er ist aus dem Geschlechte
der Carle Verriet, der Gaudissart, der Henri
Monnier, der Gavarni, der Daumier und der
Keene. Sein Spott ist ohne Bitterkeit; er findet
sein Vergnügen an den Verkehrtheiten und
Wunderlichkeiten, die er entdeckt. Denkt er auch
nur daran, sie zu verbessern? .Ganz und gar
nicht! Dazu machen sie ihm viel zu viel Spaß
und sie sind so ewig und unveränderlich wie die
menschliche Natur selbst — zwei Gründe, die
hinreichen, jeden Versuch einer Besserung oder
Abhülfe von Anfang an als fruchtlos und unnütz
aufzugeben.
Die ausgestellten Zeichnungen sind mit
einer ungewöhnlich rasch zugreifenden Hand
hingeschrieben. Die beschränkte Eitelkeit, die
kindische Neugierde, der Klatsch und Tratsch
und der Müßiggang der Kleinstadt sind in
schreiender Wirklichkeitstreue auf den Ge-
sichtern von Huards Figuren zu lesen. Von einer
ungewöhnlich tiefen Menschen- und Seelen-
kenntnis zeugt die Art, wie der Künstler all die
Mißbildungen, die Male und Narben zum Aus-
druck bringt, die das Leben im allgemeinen
oder ein bestimmter Beruf im besonderen den
Gesichtern und Leibern aufprägt. Huards Typen
begegnen uns auf Schritt und Tritt in allen
Gassen. Das ist ein Beweis dafür, daß er nicht
etwa Porträte zeichnet, sondern daß er immer den
Charakter sozusagen abkürzend zusammenfaßt,
was gewiß viel schwieriger ist.
Wir haben schon einige Namen an-
--«^ geführt; aber daraus darf man noch nicht
auf Ähnlichkeiten schließen. Huard ist
einfach Huard. Er ist bei niemand in
die Schule gegangen und sein künstlerischer
Stammbaum ist unbekannt. Seine Beobachtungsgabe ist ein Geschenk der Natur. Senie Mache
kommt ohne Zweifel von den illustrierten Zeitungen her, besonders vom Punch, aber auch hier
Nach einer Zeichnuno von Charles Huard.
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