JOSEF ENGELHART.
»Ich für meine Person denke mir die Ausstellung,
die wir planen, als eine graphische, nicht bloß in dem
landläufigen Sinne, daß darin allein die Zeichnung
als Endzweck vorgeführt werde, sondern daß sie
ebensosehr die Zeichnung als Hilfsmittel der Malerei
umfasse, demnach auch Studien und Entwürfe ent-
halte, also Graphisches in dem weiten Sinne der
Wiedergabe der Form in der Fläche. Ich sehe infolge-
dessen durchaus nicht von allen Arbeiten ab, bei
denen die Form durch teilweise Anwendung der Farbe
unterstützt wird. Daß hierbei dem Naturalismus eine
Hauptrolle zugedacht ist, leuchtet ein.«
Mit diesen Worten begann Engelhart ein Send-
schreiben, das er im Oktober 1899 ans Paris an seine
Wiener Kollegen richtete; es galt der Vorbereitung
für die fünfte der Ausstellungen, mit denen die »Ver-
einigung bildender Künstler Österreichs« ihre Werbe-
arbeit, wie sie ihr als Vorkämpferin eines Ver Sacrum
zukam, fortsetzte. Diese programmatischen Sätze
wurden hier angeführt, um gleich gemäß dem Gesichts-
punkte eben des Künstlers, dem die folgenden Be-
trachtungen gewidmet sind, das Gebiet seines zeich-
nerischen Wirkens in dessen ganzer Ausdehnung ab-
zustecken. Darin hat auch Platz, was sonst im beson-
deren als Originalgraphik gilt, als mit allen Zeichen
Josef Engelhart, Schauspieler Blase]. Kreidezeichnung.
der Hand ihres Urhebers vervielfältigte Griffelkunst.
Aber es hieße, Engelhart ein Unrecht antun, beschränkte man sich auf seine Lithographien und
Radierungen, auf seine Zeichnungen, insofern sie den von Klinger mit jenem Ausdruck geforderten
Bedingungen gehorchen, und schließlich auf seine Monotypien, wenn eine derartige Grenzüber-
schreitung von den Sachrichtern überhaupt anerkannt oder gestattet wird. Die Monotypien, deren
jede von neuem ein Experiment mit farbigen Überraschungen ist, bilden so recht ein Beispiel für
Engelharts Lust am Versuch, die ihn zu allen Techniken verführt, zeichnerischen und malerischen,
um sich der flüchtig seinem Auge gebotenen Erscheinung zu bemächtigen. Es dürfte ihm kaum
etwas begegnet sein, das er sich nicht durch seine graphischen Mittel einverleibt hätte. An keiner
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»Ich für meine Person denke mir die Ausstellung,
die wir planen, als eine graphische, nicht bloß in dem
landläufigen Sinne, daß darin allein die Zeichnung
als Endzweck vorgeführt werde, sondern daß sie
ebensosehr die Zeichnung als Hilfsmittel der Malerei
umfasse, demnach auch Studien und Entwürfe ent-
halte, also Graphisches in dem weiten Sinne der
Wiedergabe der Form in der Fläche. Ich sehe infolge-
dessen durchaus nicht von allen Arbeiten ab, bei
denen die Form durch teilweise Anwendung der Farbe
unterstützt wird. Daß hierbei dem Naturalismus eine
Hauptrolle zugedacht ist, leuchtet ein.«
Mit diesen Worten begann Engelhart ein Send-
schreiben, das er im Oktober 1899 ans Paris an seine
Wiener Kollegen richtete; es galt der Vorbereitung
für die fünfte der Ausstellungen, mit denen die »Ver-
einigung bildender Künstler Österreichs« ihre Werbe-
arbeit, wie sie ihr als Vorkämpferin eines Ver Sacrum
zukam, fortsetzte. Diese programmatischen Sätze
wurden hier angeführt, um gleich gemäß dem Gesichts-
punkte eben des Künstlers, dem die folgenden Be-
trachtungen gewidmet sind, das Gebiet seines zeich-
nerischen Wirkens in dessen ganzer Ausdehnung ab-
zustecken. Darin hat auch Platz, was sonst im beson-
deren als Originalgraphik gilt, als mit allen Zeichen
Josef Engelhart, Schauspieler Blase]. Kreidezeichnung.
der Hand ihres Urhebers vervielfältigte Griffelkunst.
Aber es hieße, Engelhart ein Unrecht antun, beschränkte man sich auf seine Lithographien und
Radierungen, auf seine Zeichnungen, insofern sie den von Klinger mit jenem Ausdruck geforderten
Bedingungen gehorchen, und schließlich auf seine Monotypien, wenn eine derartige Grenzüber-
schreitung von den Sachrichtern überhaupt anerkannt oder gestattet wird. Die Monotypien, deren
jede von neuem ein Experiment mit farbigen Überraschungen ist, bilden so recht ein Beispiel für
Engelharts Lust am Versuch, die ihn zu allen Techniken verführt, zeichnerischen und malerischen,
um sich der flüchtig seinem Auge gebotenen Erscheinung zu bemächtigen. Es dürfte ihm kaum
etwas begegnet sein, das er sich nicht durch seine graphischen Mittel einverleibt hätte. An keiner
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