ROBERT LEVY-LENÄRD.
Zu Ende des Jahres 1908 ist in Budapest der »Verein Ungarischer Graphiker« gegründet worden.
Die Zeit für eine erfolgreiche gemeinsame Tätigkeit der Pfleger des Kunstdrucks ist gekommen.
Die Zahl der für die Sache gewonnenen Kunstfreunde ist in kurzer Zeit bedeutend angewachsen.
Es wird infolge dieses erfreulichen Umschwungs manchen tüchtigen Künstlern viel mehr Gelegen-
heit geboten werden, das Ergebnis ihrer Arbeit an das Tageslicht zu bringen. Die bekannten
Graphiker werden in ihrer ganzen Bedeutung erscheinen und junge Talente können auf einmal
ihren Einzug in die ungarische Kunstwelt halten.
Robert Levy-Lenärd gehört auch zu den begabten jungen Künstlern, die jetzt zum ersten Male
den ihnen gebührenden Platz einnehmen können. Unser Künstler ist seiner Geburt nach ein Deutscher.
Er ist im Jahre 1879 in Krefeld geboren und erst als fünfjähriges Kind mit seinen Eltern nach Ungarn
gekommen. Sein Vater, der Großhändler Karl Levy, legte auf die sorgsame und vielseitige Erziehung
der Kinder großes Gewicht. Sein Sohn mußte also von der Elementarschule angefangen bis zur
Absolvierung des Gymnasiums die ganze Zeit mit Schulaufgaben, Sprach- und Musikstudien
verbringen. Im Zeichnen, zu dem der Knabe viel Lust hatte, wurde er nicht gebildet und der sinn-
lose geometrische Zeichenunterricht der Mittelschule wirkte auch eher schädlich als fördernd auf
ihn. Die verzopfte Methode hat gegen die Lust zur Kunst für lange Zeit das Ihrige getan.
Xach dem Gymnasium kam sogleich die ernste berufsmäßige Arbeit. Der Sohn sollte im
Geschäft des Vaters arbeiten. Die Aufgabe war wichtig und als Beschäftigung in einem Weltexport-
haus den Ansprüchen eines intelligenten Mannes entsprechend. Levy interessierte sich tatsächlich
für diese Arbeit. Ein Grund mehr dafür, daß der Künstler in ihm nicht erwachen konnte. Die Anregung
ließ aber doch nicht lange auf sich warten. Sie kam als Reaktion gegen eine Schwermut, die die Über-
anstrengung und der durch das Lesen verschiedener philosophischer Werke verursachte Pessimismus
hervorriefen. Die damals erschienenen ersten Hefte der Knackfußschen Künstlermonographien ge-
langten in Levys Hand und die Illustrationen der Werke haben ihm überaus große Freude gemacht. Sie
konnten nicht aus seiner Erinnerung schwinden. Er bekam außerordentliche Lust zu künstlerischen
Lektüren. Feuerbachs »Vermächtnis« und Muthers »Moderne Malerei« sind seine besten Freunde
geworden. Er fing auch an, die Kunstsammlungen fleißig zu besuchen, und setzte dieses dilettantische
Studium besonders in Deutschland, wohin ihn sein Beruf führte, fort. Er machte von Krefeld aus oft
Ausflüge, um die leichter erreichbaren Galerien sehen zu können und in diesen fand er Rembrandt
und die andern großen Holländer reich vertreten. Von diesen Malern des Lichtes und der strahlenden
Farben empfing er die ausschlaggebenden Impulse. Die Leistungen der italienischen Klassiker und
andrer ihnen verwandter Künstler entsprachen seiner Natur nicht. Er hatte, wie er selbst behauptet,
Werke gerne, vor welchen er unter der Suggestion einer starken Individualität stand. An die Aus-
übung der Kunst dachte er vorläufig nicht. Die eigenen Kräfte hat er nicht für zureichend gehalten.
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Zu Ende des Jahres 1908 ist in Budapest der »Verein Ungarischer Graphiker« gegründet worden.
Die Zeit für eine erfolgreiche gemeinsame Tätigkeit der Pfleger des Kunstdrucks ist gekommen.
Die Zahl der für die Sache gewonnenen Kunstfreunde ist in kurzer Zeit bedeutend angewachsen.
Es wird infolge dieses erfreulichen Umschwungs manchen tüchtigen Künstlern viel mehr Gelegen-
heit geboten werden, das Ergebnis ihrer Arbeit an das Tageslicht zu bringen. Die bekannten
Graphiker werden in ihrer ganzen Bedeutung erscheinen und junge Talente können auf einmal
ihren Einzug in die ungarische Kunstwelt halten.
Robert Levy-Lenärd gehört auch zu den begabten jungen Künstlern, die jetzt zum ersten Male
den ihnen gebührenden Platz einnehmen können. Unser Künstler ist seiner Geburt nach ein Deutscher.
Er ist im Jahre 1879 in Krefeld geboren und erst als fünfjähriges Kind mit seinen Eltern nach Ungarn
gekommen. Sein Vater, der Großhändler Karl Levy, legte auf die sorgsame und vielseitige Erziehung
der Kinder großes Gewicht. Sein Sohn mußte also von der Elementarschule angefangen bis zur
Absolvierung des Gymnasiums die ganze Zeit mit Schulaufgaben, Sprach- und Musikstudien
verbringen. Im Zeichnen, zu dem der Knabe viel Lust hatte, wurde er nicht gebildet und der sinn-
lose geometrische Zeichenunterricht der Mittelschule wirkte auch eher schädlich als fördernd auf
ihn. Die verzopfte Methode hat gegen die Lust zur Kunst für lange Zeit das Ihrige getan.
Xach dem Gymnasium kam sogleich die ernste berufsmäßige Arbeit. Der Sohn sollte im
Geschäft des Vaters arbeiten. Die Aufgabe war wichtig und als Beschäftigung in einem Weltexport-
haus den Ansprüchen eines intelligenten Mannes entsprechend. Levy interessierte sich tatsächlich
für diese Arbeit. Ein Grund mehr dafür, daß der Künstler in ihm nicht erwachen konnte. Die Anregung
ließ aber doch nicht lange auf sich warten. Sie kam als Reaktion gegen eine Schwermut, die die Über-
anstrengung und der durch das Lesen verschiedener philosophischer Werke verursachte Pessimismus
hervorriefen. Die damals erschienenen ersten Hefte der Knackfußschen Künstlermonographien ge-
langten in Levys Hand und die Illustrationen der Werke haben ihm überaus große Freude gemacht. Sie
konnten nicht aus seiner Erinnerung schwinden. Er bekam außerordentliche Lust zu künstlerischen
Lektüren. Feuerbachs »Vermächtnis« und Muthers »Moderne Malerei« sind seine besten Freunde
geworden. Er fing auch an, die Kunstsammlungen fleißig zu besuchen, und setzte dieses dilettantische
Studium besonders in Deutschland, wohin ihn sein Beruf führte, fort. Er machte von Krefeld aus oft
Ausflüge, um die leichter erreichbaren Galerien sehen zu können und in diesen fand er Rembrandt
und die andern großen Holländer reich vertreten. Von diesen Malern des Lichtes und der strahlenden
Farben empfing er die ausschlaggebenden Impulse. Die Leistungen der italienischen Klassiker und
andrer ihnen verwandter Künstler entsprachen seiner Natur nicht. Er hatte, wie er selbst behauptet,
Werke gerne, vor welchen er unter der Suggestion einer starken Individualität stand. An die Aus-
übung der Kunst dachte er vorläufig nicht. Die eigenen Kräfte hat er nicht für zureichend gehalten.
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