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ALFRED COSSMANN.

Der etwa in den achtziger Jahren des
abgelaufenen Jahrhunderts von England aus-
gehenden Bewegung, die die künstlerische
Neugestaltung des Buches zum Ziele hatte,
ist mittelbar auch die Wiedererstehung des
künstlerischen »Exlibris« zu danken. So lautet
die grammatikalisch anfechtbare, aber am
tiefsten eingebürgerte und endlich auch
schlagendste Benennung jenes Zeichens, das
ein Buch als jemandes Eigentum kenntlich
macht.

Das älteste Exlibris ist selbstverständlich
der Name, den der Eigentümer in sein Buch,
es als dieses zu bezeichnen, einschreibt. Dem
Namen gesellt sich wie von selbst ein den Sinn
der Eintragung zum Ausdruck bringender
Spruch. »Dieses Büchlein ist mir lieb, wer
mir's stiehlt, der ist ein Dieb«, schreibt das
Kind in sein Schulbuch. Die Lust, die Indi-
vidualität deutlicher zu kennzeichnen, er-
wacht: dem Namen folgen Wappen, Symbol
und Wahlspruch. Mit der Ausbildung des
Holzschnittes und der Erfindung des Kupfer-
stiches und des Typendruckes im XV. Jahr-
hundert hängt es zusammen, daß das Exlibris,
auf einen eigenen Zettel gedruckt, ins Buch
eingeklebt wird. Der große Aufschwung jener
beiden graphischen Techniken einerseits, andrerseits die Freude an der eigenen Persönlichkeit
erheben in der Renaissance das Exlibris rasch auf eine hohe Stufe der Vollendung. Ein Beispiel
spreche für alle: das schöne Exlibris, das Albrecht Dürer für seinen gelehrten Freund Wilibald
Pirkheimer auf Holz gezeichnet hat. Seit jenen Tagen bleibt eigentlich das Exlibris so lange im
Gebrauch, bis ihm das XIX. Jahrhundert mit seinen geschäftsmäßig erzeugten Büchern den Garaus
zu machen scheint. Da setzt aber die eingangs dieser Zeilen erwähnte Bewegung ein. Vom Jahre
1891 an entstehen in England, Deutschland und Frankreich Gesellschaften, die sich die Pflege des



Selbstbildnis.

Zeichnung.

TT
 
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