Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Exlibris zur Aufgabe machen. Ein Jahrzehnt später folgt Österreich. Unter den österreichischen
Künstlern, die Exlibris entwerfen, ist Alfred Cossmann derjenige, der diesen Kunstzweig am ein-
dringlichsten und ausführlichsten pflegt.

Der Künstler ist am 2. Oktober 1870 in Graz gehören. Sein Vater Viktor stammte aus Aachen,
hatte in Aschaffenburg und Greifswald forstwissenschaftliche Studien absolviert und war in der
degend vonSaarlouis undMettlach als Oberförster tätig gewesen. Ende der sechziger Jahre war er
aus Deutschland nach Österreich übersiedelt und in die Dienste der großen Holzexportrirma
Mopurgo & Parente in Triest getreten, für die er in Bosnien und in der Herzegowina Wälder
vermaß und schätzte. In Österreich vermählte er sich mit einer gebürtigen Wienerin, deren Vater
aber ein Stuttgarter war. So gehört Alfred Cossmann, der österreichische Künstler, durch beide
Eltern dem Deutschen Reiche an. Des Vaters Vorfahren waren Rheinländer und Westfalen und
lassen sich in direkter Linie bis auf einen Konrad Antun Heinrich Cossmann zurückverfolgen, der
im Jahre 1583 als Geheimsekretär den Kurfürsten Ernst von München nach Köln begleitet hat. Sie
waren durchwegs höhere Beamte und Gelehrte oder beides zusammen. Des Künstlers Großmutter
war eine geborene Brend'amour und die Tante des heute noch hochbetagt lebenden Richard
Brend'amour, der sich in Düsseldorf als Holzschneider und dann als Leiter einer großen xylo-
graphischen Anstalt einen klangvollen Namen gemacht hat. Der Wohnsitz von Cossmanns Eltern
zur Zeit seiner Geburt war Deutsch-Landsberg in Steiermark. Daß er in Graz das Licht der Welt
erblickte, hat er der Vorsicht des Vaters zu danken, der seine Frau in ihrer schweren Stunde nicht
den Unzulänglichkeiten eines kleinen, entlegenen Ortes aussetzen mochte. Cossmanns Vater führte in
Deutsch-Landsberg den Titel eines Privatforstdirektors und beaufsichtigte die Wälder der Firma,
ihre Holzsägen usw. Er hatte Sinn für Literatur, las zum Beispiel abends der Frau und den
Kindern Walter Scott und Uhlandische Balladen vor und verfaßte selbst ein Büchlein »Wald- und
Jagdstudien in jeder Jahreszeit«, das 1879 bei Hartleben in Wien erschienen ist. Nach dem Tode
der Mutter im Jahre 1883 heiratete der Vater abermals. Schon um die Landes-Oberrealschule
besuchen zu können, mußte der Knabe das Vaterhaus verlassen. Er verriet frühzeitig zeichnerisches
Talent und weckte dadurch in dem Vater den Plan, ihn als Zeichner bei der Firma Villeroy & Boch
in Mettlach, mit deren Chef er befreundet war, unterzubringen. Der Vater nahm Rücksprache mit
seinem Vetter Richard Brend'amour und gab Alfred im Jahre 1881') nach Wien an die Kunst-
gewerbeschule des Österreichischen Museums, auf dem damals noch aller Glanz der Eitelberger-
Zeit ruhte. In der Vorbereitungsschule lehrte Hrachowina das ornamentale, Minnigerode das figurale
Zeichnen. Nach Absolvierung des Vorbereitungskurses wurde dann von 1888 an bei Macht Keramik
getrieben, auf die sich ja nach des Vaters Plan die künstlerische Tätigkeit des Sohnes dereinst
konzentrieren sollte. Nachdem aber der Vater im Jahre 1891 gestorben war, ging Cossmann auf
eigene Faust zu Karger, unter dem die Schüler Studienkopfe, Akte und Draperien zeichneten und
auch komponierten. Während da die Kollegen einen Kopf einmal malten, kam es vor, daß ihn Coss-
mann zwei-, dreimal von verschiedenen Seiten zeichnete. Als bei William Unger, der damals noch an
der Kunstgewerbeschule lehrte, ein Platz frei wurde, fing Cossmann, einstweilen noch bei Karger
weiter zeichnend, unter Unger zu radieren an. Wörnle, Kaiser, Groh.Steininger waren damals seine
Mitschüler. 1895 ward Sonnenleiter, Jacobys Nachfolger an der Akademie, pensioniert und Unger
an die Akademie berufen.Dorthin folgten ihm Cossmann und Steininger nach. Erst 1899 trat Cossmann
aus der Akademie aus, nachdem er eine mehr als dreizehnjährige Lehrzeit hinter sich hatte. Natürlich
hatte er in den letzten Jahren bereits selbständig zu arbeiten begonnen. Er nahm dann Fühlung mit


 
Annotationen