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Richard Müller. Cossmann hat ein ungemein scharfes Auge und vermag die winzigsten Details
ohne Zuhilfenahme der Lupe zu erkennen und mit der Radiernadel wiederzugeben. Die Schärfe
seines Blickes, der kein Fältchen und kein Fäserchcn entgeht, im Verein mit seiner sicheren Hand,
seinem ausgeprägten Wirklichkeitssinn und seiner Vorliebe für männlich strenge Zeichnung, machen
ihn gerade in der österreichischen Graphik, zu deren ärgsten Feinden die den Bewohnern des Donau-
reiches angeborenen Eigenschaften der Flottheit, die in Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit übergeht,
und der Weichheit, die zur Weichlichkeit und Süßlichkeit zerfließt, gehören, zu einer höchst erfreu-
lichen Erscheinung. Allerdings kann ein solches Auge, das Haupt- und Nebensachen gleich scharf
sieht, dazu verleiten, Unwesentliches allzusehr in den Vordergrund zu schieben, wodurch häufig die
Einheit einer Komposition in Einzelheiten zerfällt. Die zeichnerische Strenge läuft leicht Gefahr, in
metallische Härte und Kälte auszuarten. Sollten aber mit diesen Worten die Grenzen von Cossmanns
Können umschrieben werden, so sei zum Schluß ausdrücklich hervorgehoben, daß in ihm, der in
diesem Jahre auf der Ausstellung in Amsterdam verdientermaßen mit einer silbernen Medaille
ausgezeichnet wurde, die österreichische Graphik, ganz abgesehen von seiner ausgezeichneten
Tätigkeit als Radierer von Exlibris, einen ihrer verläßlichsten Porträtisten besitzt und daß sie von
ihm auch noch eigenartige Kompositionen zu erwarten berechtigt ist. Geschlossen sei mit dem
Wunsche, daß der Künstler bald Muße finden möge, den Faden, den er einst im »Agitator« so
vielversprechend geknüpft hat,bald zu einem »des Schweißes der Edelen werten« Ziele zu verfolgen.

Arpad Weixlgärtner.

EX LISRIS

D^ ALOIS ROQENHOFER

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